Adolf Hitler bestimmte vor 80 Jahren in Linz das Schicksal Österreichs: Der euphorisch begrüßte „Führer“ diktierte in seiner „Patenstadt“ den „Anschluss“ ans Deutsche Reich. . .
11. März 1938
Das Unheil nimmt seinen Lauf. Erste Hakenkreuzfahnen werden auf der Linzer Landstraße gehisst, der abendliche Fackelzug der Nationalsozialisten artet am Hauptplatz in eine Freudenkundgebung für die angekündigte Wiedervereinigung mit dem „Deutschen Reich“ aus. Und schon am Abend vor dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht ergreifen die Nazis die Macht – Gauleiter August Eigruber löst Landeshauptmann Heinrich Gleißner ab und Wilhelm Bock muss den Linzer Bürgermeistersessel für Sepp Wolkerstorfer räumen.
12. März 1938
Der Tag des „Anschlusses“: In den Morgenstunden marschieren Einheiten der Deutschen Wehrmacht im Innviertel ein. „Die Okkupation verlief teilweise chaotisch – einigen Fahrzeugen ging schlicht und einfach der Treibstoff aus“, schildert Historiker Dr. Josef Goldberger vom OÖ. Landesarchiv.
„Adolf-Hitler-Platz“
Am Weg nach Linz gab’s allerorts einen triumphalen Empfang für Adolf Hitler. In der Landeshauptstadt trifft der „Führer“ gegen 20 Uhr ein, über 100.000 Oberösterreicher begrüßen ihn am Hauptplatz begeistert. Vom Rathaus-Balkon verkündet Hitler voller Pathos die berühmt gewordenen Sätze: „Wenn die Vorsehung mich einst aus dieser Stadt zur Führung des Reiches berief, dann muss sie mir doch auch den Auftrag gegeben haben, meine teure Heimat dem Deutschen Reiche wiederzugeben“. In der Euphorie wird der Hauptplatz in Adolf-Hitler-Platz unbenannt
13. März 1938
Hitler lässt in seinem Hauptquartier, dem Hotel Weinzinger an der Donaulände, das „Anschlussgesetz“ verfassen. Für den „totalen Anschluss“ habe sich Hitler erst in Linz angesichts der Begeisterung der Menschen entschieden, betont Landesarchiv-Historiker Josef Goldberger.
Große NS-Pläne für Linz
„36 Stunden machte Hitler in Linz große Politik“, so Dr. Walter Schuster, Leiter des Archivs der Stadt Linz. Die Propaganda versprach vieles und hielt beim Bau der Hermann Göring-Werke, dem Vorgänger der voestalpine, und der Linzer Nibelungenbrücke auch Wort.
Wohin der so enthusiastisch gefeierte „Anschluss“ letztlich führte, ist traurige Geschichte – in den Zweiten Weltkrieg mit 70 Millionen Toten und einem Meer von Blut, Leid und Tränen
Brutale Macht
Der Landeshauptmann und der Linzer Bürgermeister kamen nach ihrer Absetzung ins KZ, vier Polizisten wurden kaltblütig ermordet.
Mit ihren Gegnern machten die Nationalsozialisten nach ihrer Machtergreifung kurzen Prozess. Landeshauptmann Heinrich Gleißner und der Linzer Bürgermeister Wilhelm Bock, später Ordenspriester, kamen nach ihrer Verhaftung in das Konzentrationslager Dachau.
Ermordete Polizisten
Unter den ersten Toten waren vier Linzer Polizeibeamte: Polizeidirektor Viktor Bentz, Kommissär Ludwig Bernegger und die Inspektoren Josef Schmirl und Josef Feldmann wurden kaltblütig ermordet. Der von der SS verhaftete Polizeidirektor Bentz wurde in einem Wald bei Gallneukirchen „auf der Flucht“ erschossen – so die offizielle Version.
Dem Polizeikommissär Ludwig Bernegger glückte aus seiner Wohnung kurz die Flucht, vor den Augen seiner Frau wurde er auf offener Straße angeschossen und vor der Kirche des Linzer Priesterseminars von der Gestapo brutalst zu Tode getreten.
Max Stöger, Kronen Zeitung
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