Der im Hokuspokus-Skandal rund um das KH Nord schwer belasteten Beraterin und Präsidentin des Sanitätsrats, Univ.-Prof. Sylvia S., wurde nun der Vertrag aufgekündigt. Alle bisher beschuldigten, vom Job abgezogenen KH-Nord-Manager, die Programmleiterin Susanne L. sowie ihr Kollege haben außerdem juristische Schritte angekündigt. Ein Hauptgrund für den wilden Rechtsstreit: Die Stadt Wien will die 95.000 Euro, die an den Energieschild-Zauberer gingen, zurückfordern.
Köpferollen in der für den Steuerzahler kostspieligen Affäre rund um das KH Nord: Die Primaria Sylvia S. soll den 95.000 Euro teuren „Energie-Schutzring“-Zauber beauftragt haben - und nicht Programmleiterin Susanne L., die den Auftrag gemeinsam mit S. unterschrieben hatte. Der Kollege, der den Vertrag abzeichnete, wurde ebenfalls vom Job abgezogen - eine Suspendierung steht allerdings noch aus.
Am Dienstagvormittag stellten sich der KAV und Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger der Presse. Die SPÖ-Politikerin zeigte sich zerknirscht. Man rechne bei einem so großen Projekt, dass es länger dauern könne, „aber mit so was rechnet man einfach nicht“, dass Steuergeld „für so Humbug hinausgeschmissen wird“. Die Projektleitung habe weder die Beauftragung noch die Durchführung dem Vorstand bekannt gegeben. KAV-Direktor Herwig Wetzlinger sprach von einem großen Vertrauensbruch der Beteiligten, „auch wenn (Anm: bei der Beauftragung) formal alle Regeln eingehalten wurden“.
Nun wolle man sich das Geld vom Energie-Guru zurückholen: Dazu werde man prüfen, ob dieser gewerbemäßig überhaupt berechtigt war, so einen Auftrag anzunehmen. Zweitens werde man ein Beweis verlangen, ob die Leistung erbracht wurde. „Die Wirkung muss nachgewiesen werden“, erklärte KAV-Vizegeneraldirektorin Evelyn Köllndörfer-Leitgeb.
Esoterik-Humbug auch im Otto-Wagner-Spital?
Der KAV versprach, dass ähnliche Aufträge nun ebenso überprüft werden. Nur kurz vor dem Pressetermin hatte die Volksanwaltschaft in einer Aussendung verkündet, es sei bereits im Jahr 2000 im Otto-Wagner-Spital zum Einsatz von „Geo Waves“ gekommen, die zur „Stärkung der körpereigenen Energie, zur Steigerung der Raumqualität und zur Harmonisierung von geopathischen Störzonen“ dienen sollen. „Wir haben starke rechtliche Schritte selbst eingeleitet“, sagte Frauenberger. Angst vor einer Untersuchungskommission habe die Gesundheitsstadträtin nicht: „Es gibt keinen Grund, warum wir uns diesem Instrument nicht stellen sollen.“
Unterlagen fehlen: Leistungen von Energie-Guru unklar
Alle Versuche von S., die Vorwürfe zu bestreiten, indem sie von einer „Intrige des KAV gegen mich“ sprach, brachten der Beraterin nichts: Die Verdächtige ist vorerst ihren Job los. Der Druck auf den KAV wuchs auch deshalb enorm an, weil enthüllt wurde, dass wichtige Buchhaltungsunterlagen zum Esoterik-Auftrag fehlen. So ist nicht klar, wie viele Coachings der beauftragte Energie-Guru für sein fünfstelliges Honorar überhaupt in Wien abhielt.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.