Das Paradies von Steven Tyler ist ein Haus im Wald an einem See im US-Bundesstaat New Hampshire. „Das ist der echte Steven“, sagte der Aerosmith-Sänger, der am 26. März 70 wird, jüngst in einem Interview. „Ich bin mit dem Geruch des Sees und dem Gefühl des Waldes aufgewachsen. Mit 18, 19 bin ich dann gegangen, um abzurocken.“
Und das hat er bis heute fast ein halbes Jahrhundert gemacht: Musik, Drogen, Alkohol und wechselnde Frauen bestimmten das Leben von Tyler. Das Haus am See hat ihn dabei aber nie losgelassen: „Schließlich habe ich so viele Drogen genommen, dass ich dachte, ich nehme diesen Ort mit mir, denn jedes Mal, wenn ich einen Joint geraucht habe, habe ich mich wieder wie auf einem Berg oder unter Wasser zwischen den Fischen gefühlt. Ich wollte es wiederherstellen.“
Abschied auf Raten
Heute verbringt Tyler, der mittlerweile clean ist, viel Zeit in seinem Haus in New Hampshire und hat auch den Tourneen mit seiner Band Aerosmith weitgehend abgeschworen. Eine Konzerttour im vergangenen Jahr war als Abschiedstournee deklariert - auch wenn Tyler sich da selbst noch nicht so richtig sicher war, wie er der Deutschen Presse-Agentur sagte. „Man kann nie wissen ... Wir haben jetzt wieder einige Shows gespielt und verlieben uns gerade wieder ineinander. Eines unserer langfristigen Ziele war es, die ‘Last Band Standing‘ zu sein.“
Das heutige Musikbusiness nervt den Sänger aber gewaltig. „Es bringt mich um“, sagte Tyler der Deutschen Presse-Agentur. „Es reicht mir mit all diesen Kämpfen innerhalb der Band. Interne Dinge, Management-Streitereien. Der eine Manager stirbt, ein neuer Manager kommt. All dieses Zeug drumherum, das Probleme macht.“ Wie es mit Tyler und Aerosmith weitergeht, ist unklar. Neue Konzerttermine mit der Band sind bisher nicht angekündigt - dafür tourt er von Juni bis August solo durch Nordamerika und Europa; derzeit noch ohne Österreich-Termin.
Evolution der Band
Geboren wurde Tyler als Steven Victor Tallarico in New York als Sohn einer Sekretärin und eines klassischen Pianisten. Mit 16 gründete er seine erste Band. Anfang der 70er-Jahre zog er mit einigen Bekannten nach Boston, wo schließlich Aerosmith aus der Taufe gehoben wurde. Schon die ersten Alben waren erfolgreich, später kamen Welthits wie „I Don‘t Want To Miss A Thing“, „Crazy“ und „Cryin‘“. „Am Anfang ging es bei Aerosmith nur ums Grasrauchen, jemanden mit unserer Musik aufzuwecken und die Kämpfe im Jungs-Club. Aber es hat mir viel beigebracht. Und als Band mehr als 40 Jahre zusammenzubleiben, war eine der größten Freuden überhaupt.“
Aber die Drogen waren - bis auf wenige Pausen - immer mit dabei. „Sie ließen mich fühlen, als wäre ich ein Rockstar, noch bevor ich einer war.“ Zwei Ehen und vier Kinder passieren fast nur nebenbei. Tochter Liv, die heute als Schauspielerin berühmt ist, erfährt erst als junges Mädchen, wer ihr Vater ist. Inzwischen haben die beiden aber ein so enges Verhältnis, dass Tyler bei der Geburt seines Enkels Sailor sogar im Krankenhaus die Nabelschnur durchschnitt.
Ambivalentes Fan-Verhältnis
Als Jury-Mitglied der Castingshow „American Idol“ sammelte Tyler noch einmal eine ganz neue Gruppe von Fans. Aber der Umgang mit ihnen sei für ihn nicht immer leicht, sagte er einmal in einem Interview. „Es kommt darauf an, wie man morgens aufwacht. Manchmal ist man um 7.30 Uhr im Fitnessclub, hat noch keinen Kaffee getrunken und jeder, der einen sieht, sagt: ‘Oh, mein Gott!‘ Das ist dann, wie von Hühnern zu Tode gepickt werden. Aber dann gibt es auch Momente, wo ich so dankbar bin, dass ein Neunjähriger zu mir kommt und mir sagt, wie toll er einen meiner Werbeauftritte fand. Oder dass ein 40-Jähriger zu ‘I Don‘t Want to Miss A Thing‘ geheiratet hat.“
Letztendlich drehe sich bei ihm alles um die Musik, sagt Tyler. „Ich habe gesehen, wie Walbabys im Wasser vor Maui geboren wurden und ich habe gesehen, wie meine Kinder geboren wurden. Aber Musik ist das Allerschönste.“
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