Viele Kabarett-Talente wurden beim Kleinkunstvogel im Grazer Theatercafé bereits entdeckt - von Michael Mittermeier bis Paul Pizzera. Beim heurigen 32. Wettbewerb landete sowohl der von der Jury vergebene Energie-Steiermark-Vogel als auch der „Steirerkrone“-Publikumsvogel bei Micha Marx aus Bonn.
Die Jury hat es sich nicht leicht gemacht: Erst kurz vor Mitternacht gab sie den Gewinner des heurigen Kleinkunstvogels bekannt - und stimmte letztlich in ihrem Urteil mit jenem des Publikums überein. Und so flogen beide Vögel in den Schoß von Micha Marx. In einem Jahr, das stark von Stand-Up-Comedy nach US-Format beeinflusst war, stach der in Bonn lebende Marx heraus: Der Illustrator bringt mit seiner „Kritzel-Comedy“ auf der Bühne Cartoons zum Leben und erzählt darin von seiner Jugend im Schwabenländle: Die Sozialwohnungen, die er für seine Hamster mit Lego gebaut hat, werden dabei genauso thematisiert wie die Beschwerdebriefe, die er schon als Jugendlicher mit großer Leidenschaft verfasst hat - etwa wenn er wegen einer fatalen Tee-Mischung das Ende des Films „Titanic“ verpasst hatte. Wort und Bild gehen dabei einen Union ein, die die Zuseher im Theratercafé vor Freude zwitschern ließ. Einen ersten Eindruck von Micha Marx können sie sich hier machen.
Was im Nachhinein nach einer eindeutigen Entscheidung aussieht, war jedoch das Resultat eines starken Finales: Niko Nagl aus Wien färbte seine 15 Minuten in tiefschwarze Töne, während Franziska Singer dem Feminismus knallbunte Ironie abgewinnen konnte. Benedikt Mitmannsgruber tauchte mit stoischer Miene tief in seine trist-katholische Jugend im Mühlviertel ein und nahm das Publikum mit auf einen verzweifelten Fluchtversuch auf die Hamburger Reeperbahn. Das Duo Menopausen (Ulrike Brandtner und Elke Körbitz) aus Graz brachte das Publikum mit Geschichten über den Hormonhaushalt der Frau über 50 zum Lachen und stellte mit Doktor Herbst eine „reife“ Alternative für Doktor Sommer aus der „Bravo“ vor - nachzusehen hier.
Micha Marx am nächsten - sowohl in der Gunst der Jury als auch den Publikumsstimmen - kam Julia Schedler aus Vorarlberg. Die angehende Demeter-Bäurin mit Gender-Tourette (sie sagt und tut immer genau das, was Frauen nicht sagen und tun sollen) erklärte unter anderem, warum Marcel Hirscher schuld am Klimawandel ist und warum der weibliche Orgasmus der Klassiker unter den Fake News ist, ehe sie am Ende noch Schnaps von einem Schwanhadiner (ein Mix aus Schwan und Bernhadiner) abzapfte.
Ehren-Vogel
Eine wohlverdienste Überraschung gab es an diesem Abend auch für Moderator Simon Pichler. Bereits zum 25. Mal führte er durch den Abend und erhielt dafür einen Ehren-Vogel! Seine Dankesworte nutzte er als Aufmunterung für die Verlierer: „Das Motto ist durchhalten. Nach 25 Jahren kriegt jeder einen.“ Wie jedes Jahr kamen die Vögel aus der Werkstatt der Grazer Ortweinschule.
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