"Wir zittern immer hin auf diesen ersten Tag der Viennale", sagte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, der seiner Rede einen sowohl partei- als auch gesellschaftspolitischen Anstrich gab. Eine Finanzierung des Gartenbaukinos mit Steuergeldern halte er - im Gegensatz zu den anderen Parteien - für gerechtfertigt, weil die Viennale mit ihrem differenzierten Blick "die Antwort auf die Vereinfacher und die Fundamentalisten aller Lager" sei, so Mailath-Pokorny. Zudem freue er sich, dass Hurch die Einladung des Kuratoriums, das Festival weitere vier Jahre zu leiten, angenommen habe.
Festival-Direktor mit Kinderreimen
Damit müsse man sich seine Reden noch einige Male mehr anhören, erklärte Hurch in Reaktion darauf, "aber ich verspreche Ihnen, sie werden immer kürzer". Der Direktor übte, immer wieder unterbrochen von Kinderreimen über eine verkehrte Welt, Kritik an den politischen Vorgängen im Land. Es sei "ein Skandal", dass Martin Graf als dritter Nationalratspräsident im Parlament sitze. Das Kino, schloss Hurch, sei für ihn "das lebendige Gegenbild dieser verkehrten Welt".
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Viennale-Präsident Eric Pleskow, dessen im Sommer verstorbener Frau Barbara das heurige Festival gewidmet ist, wirkte dagegen ein wenig ernster als in den vergangenen Jahren. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen, kritisierte er, solle sich mehr der Kultur widmen und weniger dem Kochen. Ansonsten gab sich der 85-Jährige aber überraschend zahm und freute sich vor allem, dass Wien zur Stadt mit der besten Lebensqualität weltweit gewählt worden war und dass auch mehr heimische Filme beim Festival zu sehen seien. "Sind die österreichischen Filme besser geworden oder die anderen schlechter? Bitte kommen Sie zur Viennale und beurteilen Sie selbst."
Rund 300 Filme bis 4. November
Im Anschluss an die Reden wurde das erstmals in Cannes gezeigte Findelkind-Drama "La Pivellina" von Tizza Covi und Rainer Frimmel gezeigt. Insgesamt werden bis 4. November rund 300 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme aus aller Welt an den dreizehn Festivaltagen zu sehen sein, knapp ein Zehntel davon aus Österreich.
Als prominente Festivalgäste werden u.a. die Schauspielerinnen Jane Birkin und Beatrice Dalle sowie der Autor Frederic Morton, Avantgarde-Filmer James Benning (der auch für den heurigen Trailer verantwortlich zeichnet) und die deutschen Regisseure Romuald Karmakar, Rudolf Thome und Hartmut Bitomsky erwartet.
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