Empfangen wurden die 11.000 Fans auf dem 3.000 m hohen Rettenbachferner von einer Traumkulisse mit blauem Himmel, plus 5 Grad sowie nächtlichem Neuschnee, der allerdings für eine halbstündige Verschiebung des Saisonstarts sorgte. Und die Piste etwas in Mitleidenschaft zog, womit von den Top-Ten-Starterinnen im ersten Lauf alle bis auf die Österreicherin Elisabeth Görgl in die ersten zehn kamen.
Rennen vom Hosp-Sturz überschattet
Zunächst hatten die beiden Südtirolerinnen Denise Karbon und Manuela Mölgg vor Poutiainen und Zettel die Pace gelegt. Dann brach die Stimmung im vollen Zielstadion plötzlich in sich zusammen, als die mit Nummer 23 fahrende Hosp auf dem Weg zu einer tollen Zeit wieder einmal am Übergang zum Steilhang stürzte und mit schmerzverzerrtem Gesicht liegenblieb. Schon zwei Jahre davor war die Tirolerin nach einem wilden Sturz ebendort zwar auch mit dem ÖAMTC-Helikopter nach Innsbruck geflogen worden, aber fast unverletzt geblieben. Diesmal lautet die vernichtende Diagnose Kreuzbandriss, Operation und Saison-Aus nach nur 13 Sekunden.
War es der Schock um Hosp, die vielen gerade erst überstandenen Verletzungen oder dass Österreichs durch den Rücktritt von Renate Götschl nochmals deutlich verjüngte Damentruppe im schwierigsten Riesentorlauf der Saison vielfach noch die nötige Kaltschnäuzigkeit fehlte: Jedenfalls schaffte nur Sölden-Spezialistin Zettel diesmal in der dünnen Höhenluft den Sprung auf das Podest. Von Platz vier aus aber mit bereits 88 Hundertstel Rückstand griff die Niederösterreicherin wie im Vorjahr beherzt an und hätte bei der dritten Sölden-Podestfahrt in Folge sogar fast noch gewonnen, weil Mölgg stürzte und die einstige Seriensiegerin Karbon auf Platz drei zurückfiel.
Zettel: "Ich war zu spitz dran"
"Der Fehler, er wird's wohl gewesen sein", war Zettel bewusst, das sie das "Sölden-Double" im Steilhang liegen gelassen hatte. "Ich war zu spitz dran und bin mit Ach und Krach ums Eck gekommen", berichtete die Göstlingerin, die nach wie vor an ihren Knieproblemen laboriert und Trainingsrückstand hat. "Deshalb ist auch ein zweiter Platz genial für mich. Ich war zwar schon in den Zeitläufen schnell, habe aber nach wie vor Probleme mit dem Knie. Ich muss mich bei allen bedanken, die mir geholfen haben. Und ich wünsche der Niki alles Gute und hoffe, dass sie bald wieder bei uns ist", sagte die Kombi-Weltmeisterin.
Für Poutiainen war es der erste Sölden-Sieg, und der fiel mit dem kleinstmöglichen Vorsprung denkbar knapp aus. Damit hat die bemerkenswert austrainierte Finnin eines ihrer Saisonziele bereits in der Tasche. "Endlich! Hier wollte ich immer schon gewinnen", jubelte Poutiainen, die im Vorjahr zur Halbzeit noch geführt hatte und sich damals nur Zettel geschlagen geben hatte müssen. Diesmal wurden die Plätze getauscht.
Schlechtes ÖSV-Ergebnis
Während Sölden einmal mehr zu einem Spezialisten-Derby wurde und die Weltcup-Anwärterinnen Lindsey Vonn (9.) und Maria Riesch (18.) nicht besonders auffielen, verhinderte Zettel mit ihrer Sonderleistung ein ganz schlechtes ÖSV-Ergebnis ohne weiteren Top-Ten-Platz. Michaela Kirchgasser war zwar im Finale schneller unterwegs als die spätere Gesamt-Vierte Tina Maze, fiel aber beim Übergang in den Zielhang einmal mehr aus und setzte damit ihre "Un-Beziehung" mit Sölden fort.
So wurde die junge Stefanie Köhle als Elfte zweitbeste ÖSV-Fahrerin und imponierte dabei mit zweitbester Laufzeit im Finaldurchgang. "Ich will in einer Disziplin in die Top-15 und zu Olympia, strahlte die 23-jährige HSZ-Zeitsoldatin aus Tirol. Zu Hosp meinte sie: "Nach dem Sturz hat es gleich nicht gut ausgeschaut. Ich wünsche ihr alles Gute und dass sie so schnell wie möglich zurückkommt."
Mandl: "Die Mannschaft kann mehr"
ÖSV-Damenchef Herbert Mandl bilanzierte im ORF-TV so: "Das mit Niki ist natürlich Riesenpech. Kathrin hat mit einem Riesenfehler den zweiten Platz gewonnen und damit bestätigt, was sie zuletzt gezeigt hat. Leider haben sich die anderen nicht so geschlagen wie erwartet. Die Mannschaft kann mehr, mit der Umsetzung in Sölden haperts halt manchmal."
Das Ergebnis des Damen-Riesentorlaufs:
1. | Tanja Poutiainen | FIN | 2:24,96 |
2. | Kathrin Zettel | AUT | 2:24,97 |
3. | Denise Karbon | ITA | 2:25,28 |
4. | Tina Maze | SLO | 2:25,80 |
5. | Maria Pietilae-Holmner | SWE | 2:25,84 |
6. | Anja Pärson | SWE | 2:25,91 |
7. | Kathrin Hölzl | GER | 2:26,16 |
8. | Viktoria Rebensburg | GER | 2:26,28 |
9. | Lindsey Vonn | USA | 2:26,35 |
10. | Camilla Alfieri | ITA | 2:26,43 |
11. | Stefanie Köhle | AUT | 2:26,50 |
12. | Fabienne Suter | SUI | 2:26,57 |
13. | Tessa Worley | FRA | 2:26,63 |
14. | Eva-Maria Brem | AUT | 2:26,67 |
15. | Elisabeth Görgl | AUT | 2:26,71 |
16. | Taina Barioz | FRA | 2:26,77 |
17. | Andrea Fischbacher | AUT | 2:26,86 |
18. | Maria Riesch | GER | 2:26,90 |
19. | Chemmy Alcott | GBR | 2:27,15 |
20. | Giulia Gianesini | ITA | 2:27,24 |
21. | Federica Brignone | ITA | 2:27,88 |
22. | Olivia Bertrand | FRA | 2:28,15 |
23. | Ingrid Jacquemod | FRA | 2:28,40 |
24. | Sarah Schlepper | USA | 2:29,61 |
25. | Marion Bertrand | FRA | 2:29,71 |
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