Mit Richard Gere

“Hachiko”: Ein Hund als Geschenk des Himmels

Kino
18.11.2009 12:41
Die zutiefst bewegende Verfilmung "Hachiko - Eine wunderbare Freundschaft" basiert auf einer wahren Begebenheit, die sich in Tokio in den 20er-Jahren zutrug. Taschentücherkino also für alle Hundeliebhaber - mit dem bekennenden Buddhisten und Tierfreund Richard Gere. Herzzerreißend!

An einem klirrend kalten Morgen setzt ein Mönch im fernen Japan einen entzückenden Welpen in eine stabile Holzkiste. Das kleine Hündchen, das wie ein "Bonsai-Fuchs" aussieht, ist ein Geschenk, das einen weiten Weg vor sich hat - bis nach Amerika. 

Irgendwann reißt der Anhänger mit der Adresse des Empfängers ab, das herrenlose Paket rutscht von einem Gepäckwagen, und so findet sich das niedliche Fellknäuel auf dem Bahnsteig einer US-Kleinstadt wieder, wo es orientierungslos hin- und herläuft, bis, ja bis der kleine Racker zwischen zwei vertrauenerweckend großen Schuhen zu sitzen kommt. Und die gehören einem Musikprofessor, der gerade mit dem 17-Uhr-Zug von der Arbeit zurückkehrt. Es ist Liebe auf den ersten Blick zwischen Hund und Mensch, eine Liebe, die stärker als der Tod sein wird.

Von einem Kollegen, Professor für Japanologie, erfährt Parker Wilson - gespielt von Richard Gere -, dass es sich bei dem Welpen um einen Akita, eine Art Spitz, handelt, eine der ältesten Hunderassen im Land der aufgehenden Sonne, und dass Akitas einst als treue Jagd- und Wachhunde am Hof des Kaisers gehalten wurden. 

Hachi als Zahlenmystik
Das Fragment des japanischen Schriftzeichens für "hachi (sprich: há:tschi) - acht" auf dem Hundehalsband ist zwar kein Hinweis auf den möglichen Adressaten, birgt aber eine besondere Zahlenmystik, ist doch die liegende Acht in der westlichen Mathematik das Symbol für Unendlichkeit. Und unendlich wird auch Hachikos  - wie ihn Parker fortan nennt  - Treue sein!

Parkers Gattin Cate, die dem vierbeinigen Familienzuwachs erst ablehnend gegenübersteht, gibt sich sehr bald geschlagen, sieht und spürt sie doch die Nähe, die den Hund und seinen von ihm auserkorenen Herrn verbindet. Stundenlang tollen die beiden durch den Garten. Tierische Unterwürfigkeit ist dem stolzen Akita-Hund jedoch nicht gegeben. Das Apportieren verweigert er. Aber er wird den Professor nach einiger Zeit jeden Tag auf den Bahnhof begleiten und dort auf den 17-Uhr-Zug warten, mit dem sein Mensch heimkommt. 

Treue bis in den Tod
Parker weiß nur zu gut, dass diese unbedingte Treue nicht anerzogen ist, sondern ein "Geschenk" des Hundes an seinen Herrn ist. Eines Tages wird Professor Wilson nicht zurückkehren. Nie wieder kommen. Weil seine Lebensuhr jäh stehen blieb. Und Hachiko, der ihn an jenem besagten Morgen nicht ziehen lassen wollte - mit dem sicheren Instinkt eines Wesens, das Gefahr für seinen Begleiter wittert - wird fortan vor dem Bahnhof sitzen, sich nicht mehr wegrühren. Im Wechsel der Jahreszeiten, unter sengender Sonne, im strömenden Regen und dichten Schneegestöber wird er auf Züge warten, Jahr um Jahr, bis seine Schnauze grau, sein Fell räudig und sein Gang müde wird - treu bis in den Tod.

Eine traurige und wunderschöne Geschichte, die zutiefst berührt. Taschentücherkino made in Hollywood also? Nicht nur, beruht diese Parabel einer unerschütterlichen Mensch-Tier-Beziehung doch auf einer wahren Begebenheit im Tokio der 20er-Jahre, die die Japaner so sehr berührte, dass sie Hachiko eine Bronzestatue auf dem Shibuya-Bahnhofsvorplatz errichteten, ein Ort, der längst zur "Pilgerstätte" geworden ist.  

2004 eroberte das Kinderbuch "Hachiko waits" Amerika.  Dass Richard Gere nun als Hauptdarsteller und Co-Produzent bei Lasse Hallströms ("Gottes Werk und Teufels Beitrag", "Chocolat" u. a.) sensibler, aber nicht sentimentaler Verfilmung "Hachiko" fungierte, ist ein Glücksfall. 

"Hunde sind die besseren Menschen"
Der bekennende Buddhist und große Hundeliebhaber, der selbst eine treue Hündin namens Billy hat, hatte nach dem Lesen des Drehbuchs verdammt nahe am Wasser gebaut. Gere: "Hachikos Warten, diese seine stoische Würde, die sich nur in seinem Dasein erklärt, etwas, das man bei Menschen so oft vermisst, trifft mitten ins Herz. Ich habe meinem neunjährigen Sohn Homer vom Inhalt dieses Streifens erzählt. Tage später schrieb er in einem Schulaufsatz: 'Hunde sind die besseren Menschen.' Ich glaube, er hat mich verstanden!"  

Voll Begeisterung erinnert sich  Gere an die Dreharbeiten, in die erfahrene Tiertrainer eingebunden waren: "Akitas sind aufgrund ihrer edlen Rasse 'sehr alte Seelen'! Sie sind sehr japanisch, also nicht besonders extrovertiert, doch sehr achtsam und wach! Und ein Akita ist nicht der Typ Hund, den man mit Leckerlis 'kaufen' kann. Der mag dich entweder - oder er mag dich nicht! Alles hängt letztlich von dem einen Moment ab, wo man sich in die Augen sieht!" 

Doch der Schauspieler, der am 31. August 60 wurde und seine rebellische Ader heute vorwiegend als Polit-Aktivist auslebt, wurde als "Mitglied" des Rudels, das den vierpfotigen Herzensbrecher Hachiko in seinen verschiedenen Lebensstationen zeigt, sofort akzeptiert. Wer sich Freund des Dalai-Lama nennen darf, hat wohl einen besonderen Draht zu allen Kreaturen.

von Christina Krisch, Kronen Zeitung

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