Im Flutlicht-Spektakel von Bahrain hat sich Sebastian Vettel in der Formel 1 zum zweiten Saisonsieg gezittert. Der Ferrari-Star feierte am Sonntag in Sakhir mit einer waghalsigen Reifenstrategie einen hauchdünnen Sieg vor dem finnischen Mercedes-Piloten Valtteri Bottas, der ihm am Ende des Rennens noch einmal gefährlich nahe kam.
Vettel rettete sich mit 0,699 Sekunden Vorsprung ins Ziel. Weltmeister Lewis Hamilton, der wegen eines Getriebewechsels an seinem Mercedes nur aus der fünften Reihe gestartet war, kam dank einer fahrerischen und taktischen Meisterleistung noch von Startplatz neun auf Rang drei. Auf Platz vier folgte Überraschungsmann Pierre Gasly im Toro Rosso.
„Mamma mia“, jubelte Vettel via Boxenfunk, als das Feuerwerk den Himmel über Bahrain erleuchtete. Unter Kontrolle habe er das Rennen nicht wirklich gehabt, räumte Vettel ein: „Zehn Runden vor Schluss hatte ich nichts mehr unter Kontrolle. Es hat gerade so funktioniert. Valtteri sind am Ende die Runden ausgegangen“, sagte der vierfache Weltmeister, der in der Gesamtwertung nach zwei Rennen mit dem Maximum von 50 Punkten vor Hamilton (33) und Bottas (22) führt.
Für Red Bull Racing endete das Rennen früh in einem Desaster. Das doppelte Pech nahm schon in Runde zwei seinen Lauf. Max Verstappen setzte sich in Kurve eins im Duell mit Hamilton zunächst durch, die beiden Boliden berührten sich aber, wobei sich der junge Niederländer einen Reifenschaden links hinten zuzog und in langsamer Fahrt zurück in die Box kam.
Fast zeitgleich musste Daniel Ricciardo seinen Boliden abstellen. „Plötzlich war der Bildschirm schwarz. Da war keine Elektrik mehr. Es gab absolut keine Anzeichen dafür, es hat sich einfach abgeschaltet. Es tut weh, wenn es so früh im Rennen passiert“, erklärte Ricciardo.
In der fünften Runde war dann auch für Verstappen endgültig Schluss, vermutet wurde ein Problem mit dem Differentialgetriebe. „Das Überholmanöver war ganz gut, Lewis hat mir am Kurven-Ausgang keinen Platz gelassen“, sagte Verstappen und gab Hamilton die Schuld an der Berührung. Für Red Bull war es der erste Doppelausfall seit Südkorea 2010.
Das „Rennen im Rennen“ hinter den zwei überragenden Top-Teams entschied so Pierre Gasly im Toro Rosso überraschend für sich. Der 22-jährige Franzose kam als Vierter ins Ziel und durfte sich in seinem sechsten F1-Rennen über seine ersten WM-Punkte freuen. Das zweite Red-Bull-Team, das heuer mit Honda-Motoren unterwegs ist, stellte damit das zweitbeste Ergebnis seiner F1-Geschichte ein - den einzigen Podestplatz hatte 2008 der damalige Jungstar Vettel mit dem Sieg in Monza geholt.
Für den aktuellen Ferrari-Star, der mit vier Siegen nun der erfolgreichste Pilot beim Bahrain-Rennen ist, verlief der Start noch wie erhofft, für die Scuderia insgesamt schon weniger. Bottas schob sich zwischen den Deutschen und Räikkönen. Damit schränkte der Finne im Silberpfeil sofort die taktischen Optionen des roten Duos ein.
Weiter hinten musste sich Hamilton zunächst gedulden, er profitierte allerdings früh vom Ausfall der beiden Red Bull. Der 33-jährige Brite konnte so in seinem 100. Rennen für Mercedes Schadensbegrenzung betreiben. Hamilton machte schnell Plätze gut.
Gut 13 Sekunden betrug der Vorsprung Vettels, als Ferrari ihn nach 19 von 57 Runden zum Reifenwechsel als erster der Siegkandidaten in die Box rief. Mit den gelb markierten, soften Reifen reihte sich Vettel hinter Hamilton wieder ein, der Brite war auf dieser Reifenmischung gestartet, Vettel auf der schnelleren, aber kürzer haltbaren. „Jetzt geht alles Los, Lewis“, funkte Mercedes an Hamilton und probierte danach die noch härteren Reifen am Wagen von Bottas.
Das Rennen wurde zum mitreißenden Taktik-Thriller. Vettel hing kurz hinter Hamilton, kam dann aber vorbei, der Brite fuhr an die Box. Er bekam ebenfalls die weiß markierten Reifen, damit war klar: Mercedes setzte auf eine Einstopp-Strategie und den führenden Vettel damit gehörig unter Druck. Die Rechnerei, die vor zwei Wochen in Australien Mercedes und Hamilton noch zum Verhängnis geworden war, ging los.
Vettel fuhr schließlich auf den weicheren Reifen durch und musste sein ganzes Können aufbieten, um den heranbrausenden Bottas hinter sich zu halten. Aus dem Showdown in der letzten Runde kam der Deutsche als Sieger heraus.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff trauerte der Chance, Vettel doch noch abzufangen, nach. „Es wäre mehr drinnen gewesen, aber man darf nicht unbescheiden sein. Ein Rennen so knapp zu verlieren ist ärgerlich. Der Reifen hat sich am Ende als sehr robust erwiesen, vielleicht hätte man zwischendurch ein bisschen mehr Gas geben können“, sagte er im ORF-Interview.
Pech hatte der zweite Ferrari-Pilot. Kimi Räikkönen schied nach einem verpatzten Boxenstopp in der 36. Runde, bei dem ein Mechaniker der Scuderia verletzt wurde, aus. Die Ferrari-Crew konnte das linke Hinterrad nicht wechseln, der Finne fuhr aber ab und riss einen Mechaniker mit, der sich laut einer ersten Diagnose das linke Bein brach.
Das Endergebnis
1. Sebastian Vettel (GER) Ferrari 01:32:01,940
2. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes +00,699
3. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes +06,512
4. Pierre Gasly (FRA) Toro Rosso +01:02,234
5. Kevin Magnussen (DEN) Haas +01:15,046
6. Nico Hülkenberg (GER) Renault +01:39,024
7. Fernando Alonso (ESP) McLaren +1 Runde
8. Stoffel Vandoorne (BEL) McLaren +1 Runde
9. Marcus Ericsson (SWE) Sauber +1 Runde
10. Esteban Ocon (FRA) Force India +1 Runde
11. Carlos Sainz jr. (ESP) Renault +1 Runde
12. Sergio Perez (MEX) Force India +1 Runde
13. Brendon Hartley (NZL) Toro Rosso +1 Runde
14. Charles Leclerc (MNE) Sauber +1 Runde
15. Romain Grosjean (FRA) Haas +1 Runde
16. Lance Stroll (CAN) Williams +1 Runde
17. Sergej Sirotkin (RUS) Williams +1 Runde
Ausgeschieden: Daniel Ricciardo (AUS) Red Bull, Kimi Räikkönen (FIN) Ferrari, Max Verstappen (NED) Red Bull
Schnellste Runde: Valtteri Bottas (FIN) Mercedes
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