Tunnelbohrer

Gigant Nr. 1 ist im Semmering gelandet

Steiermark
18.04.2018 18:31

Er wurde eigens in Lyon gefertigt und in monatelanger Arbeit 400 Meter unter Tage zusammengebaut. Jetzt steht der erste von zwei gigantischen Tunnelbohrern im Semmering-Basistunnel bereit für den Einsatz. Binnen zwei Jahren soll er neun Kilometer Eisenbahntunnel vom Zwischenangriff Fröschnitz aus Richtung Gloggnitz (NÖ) bohren.

„Glück auf!“ - und abwärts geht die Fahrt, 400 Meter weit unter Tage. Wer Platz- oder Höhenangst hat, sollte besser draußen in der Frühlingssonne bleiben. Die Stahlseile surren, minutenlang wird es tiefschwarz - dann tut sich tief im Berg die erste Halle auf, taghell beleuchtet und voller Baulärm.

Es ist eine gewaltige Baustelle unter dem „Zwischenangriff Fröschnitzgraben“, dem 13 Kilometer langen Mittelabschnitt des Semmering-Basistunnels (gesamt: 27,3 Kilometer). Gearbeitet wird dreischichtig; von derzeit gesamt 800 Arbeitern sind 400 hier beschäftigt.

(Bild: Matthias Wagner)

„Die größte Herausforderung ist die Logistik“, erklärt Gernot Nipitsch, stellvertretender Projektleiter. 18.500 Tonnen Gestein werden am Tag nach oben gebracht - und zugleich massenhaft Material hinunter.

Das größte „Trumm“ aber wurde monatelang in Einzelteilen durch zwei Schächte hinabgelassen und zusammengesetzt: die erste von zwei extra angefertigten Vortriebsmaschinen, 120 Meter lang, exakt 10,15 Meter im Durchmesser, betrieben von 14 E-Motoren mit je 340 Kilowatt, wie Projektleiter Gerhard Gobiet erläutert. Jetzt steht der Gigant einsatzbereit da, mit Blickrichtung Niederösterreich. Wenn alles gut geht, wird er noch vor dem Sommer loslegen - und in zwei Jahren neun Kilometer Eisenbahntunnel in den Berg fräsen.

Die Rückseite des 120 Meter langen Tunnelbohrers (Bild: öbb/grafebner)
Die Rückseite des 120 Meter langen Tunnelbohrers

Der Hintergrund: Die Geologen haben auf diesem Abschnitt günstiges, weil gleichmäßiges Gestein gefunden, den Wechsel-Gneis. Deshalb wurde die Maschine bestellt, die zehn bis 15 Meter am Tag schafft, während im normalen Bagger- und Sprengvortrieb nur etwa zwei bis sieben Meter möglich sind, rechnet Gobiet vor. So werden bei dem 3,3-Milliarden-Euro-Projekt letztlich Jahre an Bauzeit gespart. Derzeit sieht es jedenfalls so aus, als würde der Zeitplan halten. 2026 dürften die ersten Züge mit 230 km/h durch den Berg donnern.

Übrigens:  Die ÖBB-Infrastruktur sucht Namen für die beiden Geschwister-Maschinen beim Semmering-Basistunnel. Auf dieser Website kann man Vorschläge machen.
Link zur ÖBB-Info-Seite

Ein Bohrer-Element wird durch einen der zwei Schächte 400 Meter in die Tiefe gelassen. (Bild: GRAFEBNER)
Ein Bohrer-Element wird durch einen der zwei Schächte 400 Meter in die Tiefe gelassen.
Porträt von Matthias Wagner
Matthias Wagner
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