Noch am Vormittag erklärte Prokop bei einer Pressekonferenz in Wiener Neudorf von sich aus, dass er für immer vom Traineramt bei Hypo zurückgetreten ist. Als Klubmanager will er sein Lebenswerk freilich weiterführen. "So höre ich nicht auf. 20 Jahre lang war ich zu 90 Prozent bei allen Trainings dabei, habe meine Stresssituationen ausgelebt. Meine Warnung vor Metz ist nicht zu meinen Spielerin rübergekommen. Vielleicht war es auch ein Wink von oben, dass ich aufhören soll. Daher wird es Prokop als Trainer nicht mehr geben", meinte Prokop selbstkritisch.
Kein weiteres Statement zur "Scheiß-Aktion"
Dieser Entschluss ist in der Nacht auf Freitag nach seinem Ausrutscher, als er eine Metz-Legionärin Sekunden vor dem Abpfiff beim Stande von 27:27 gestoppt hatte, in seinem Domizil auf dem Annaberg gereift. Über die "Scheiß-Aktion", wie er seinen unsportlichen Auftritt bezeichnete, wollte Prokop am Donnerstag fast nichts mehr sagen und verwies auf die Presseaussendung vom Vortag, in der er seine Meinung ausführlich dargelegt hatte.
Probleme im psychischen Bereich
Über meine Aktion brauche man nicht mehr zu diskutieren. Sein Problem sieht er auch nicht im physischen, sondern im psychischen Bereich. "Möglicherweise habe ich mich überschätzt. Körperlich bin ich fit, bin heuer mit dem Rad 20 Minuten schneller als voriges Jahr auf den Glockner gefahren. Psychisch und emotional bin ich vielleicht als fast 70-Jähriger nicht mehr so mit 50 Jahren", sagte Prokop, der anhand von Videos beweisen wollte, dass auch etliche Fehlpfiffe und speziell ein nicht geahndetes Foul an Daniela Piedade seine Emotionen zum Kocken gebracht hatten.
Lebende Reizfigur
Auch wenn er sich sein Blackout von der Sportseele gesprochen hatte, wirkte die für den Sport lebende Reizfigur, die oft polarisiert, niedergeschlagen. Er sei darüber enttäuscht, wie überdimensional die Medien über seinen Eklat berichtet hätten, ohne ihn als Gerechtigkeitsfanatiker zu kennen oder darauf einzugehen, wie es zu der Situation überhaupt gekommen sei. "Es wurde geschrieben, dass ich mitten aufs Feld gelaufen oder gestürmt wäre. Das ist die Unwahrheit."
Und er fragte sich, warum nicht so ausführlich berichtet worden wäre, als er 2000 in Skopje von einem Irren mit einem Faustschlag ins Spital eingeliefert werden musste. "Mir ist schon vieles passiert, das an die Grenze meiner Gesundheit gegangen ist. Das ist auch ein Grund meines Rücktritts. Skandale zählen mehr als Erfolge", ärgerte sich der Protagonist, der eine Bestätigung dafür bekam, weil diesmal mehr als doppelt so viele Presseleute als sonst zu seinen Pressekonferenzen gekommen waren.
Prokop reist nicht nach Slowenien
Prokop, der bisher nur ein Europacup-Spiel (wegen des Todes seiner Gattin Liese am 31. Dezember 2006) versäumt hat, wird - unabhängig vom EHF-Urteil - zu den Auswärtsspielen am Sonntag in Laibach gegen Krim und dann in Metz nicht mitreisen. "Ich will keine Provokationen riskieren, die auf die Mannschaft abfärben könnte. Wir wollen die Trophäe gewinnen. Auf dem Weg dorthin darf der Mannschaft nichts schaden."
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