IS bekennt sich zu Tat

Anschlag auf Wählerzentrum erschüttert Afghanistan

Ausland
22.04.2018 14:02

Bei einem Selbstmordanschlag vor einem Zentrum zur Registrierung von Wählern im afghanischen Kabul sind am Sonntag nach Regierungsangaben mindestens 57 Menschen getötet worden. Weitere 112 Menschen seien verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium in der Hauptstadt des Landes mit. Die Terrormiliz Islamischer Staat bekannte sich über ihr Sprachrohr Amaq zu dem Anschlag. Präsident Ashraf Ghani verurteilte den Angriff auf Twitter als „abscheulich“.

Nach Polizeiangaben zündete der Attentäter am Eingang des Zentrums inmitten einer Menschenmenge Sprengsätze. Der Anschlag wurde in einem mehrheitlich von Schiiten bewohnten Stadtteil im Westen der Stadt verübt.

Eine Frau trauert um ihren bei dem Anschlag getöteten Sohn. (Bild: AP)
Eine Frau trauert um ihren bei dem Anschlag getöteten Sohn.
Trümmerteile und Blut zeugen vom Anschlag vor dem Zentrum zur Registrierung von Wählern in Kabul. (Bild: AP)
Trümmerteile und Blut zeugen vom Anschlag vor dem Zentrum zur Registrierung von Wählern in Kabul.
Polizisten sichern das Zentrum nach dem Anschlag. (Bild: AP)
Polizisten sichern das Zentrum nach dem Anschlag.

Die afghanischen Behörden hatten eine Woche zuvor mit der Registrierung der Wähler für die Parlamentswahl im Oktober begonnen. In mehr als 7000 Wahlzentren können sich volljährige Afghanen zwei Monate lang für die Wahl registrieren lassen.

Generalprobe für die Präsidentschaftswahl
Afghanistan will am 20. Oktober die seit drei Jahren überfällige Parlamentswahl nachholen. Die Abstimmung sollte ursprünglich schon 2015 stattfinden, wurde aber wegen Sicherheitsbedenken und logistischer Probleme immer wieder verschoben. Die Wahl gilt als Generalprobe für die Präsidentenwahl, die im April 2019 stattfinden soll. 
Die Wahlkommission hofft darauf, dass sich 14 Millionen Stimmberechtigte ins Wahlregister eintragen lassen.

Große „Unsicherheit“
Das größte Problem dabei sei die „Unsicherheit“ vor allem auf dem Land, sagte Abdul Badie Sajad, Chef der Wahlkommission. Die Behörden rechnen seinen Angaben zufolge damit, dass neben den radikalislamischen Taliban und dem IS auch örtliche Anführer und Milizen versuchen werden, die Abstimmung zu stören. Ein weiteres Problem sei fehlendes weibliches Personal in den Wahlzentren, vor allem in konservativen ländlichen Regionen. „Frauen werden von ihren Familien dann nicht die Erlaubnis bekommen, in die Wahlzentren zu gehen, weil sie dort ihre Burka ablegen müssen, um ihr Gesicht zu zeigen“, sagte Sajad.

Taliban-Kämpfer (Bild: AFP )
Taliban-Kämpfer

Taliban haben große Teile des Landes zurückerobert
Bei der Wahl werden die 249 Parlamentssitze neu vergeben, für eine reguläre Amtszeit von fünf Jahren. Zeitgleich sollen in rund 400 Bezirken Regionalwahlen abgehalten werden - auch wenn viele der Bezirke nicht von Kabul kontrolliert werden. Die Taliban haben seit dem Abzug der NATO-Kampftruppen 2014 große Teile des Landes zurückerobert und in den vergangenen Monaten vermehrt Anschläge in Kabul verübt.

Im Oktober 2017 kontrollierten Rebellen wie die Taliban und die IS-Miliz fast die Hälfte der afghanischen Bezirke, wie die US-Behörde für den Wiederaufbau in Afghanistan im Jänner mitteilte. Das waren doppelt so viele wie 2015. Gleichzeitig fiel die Zahl der Bezirke unter Regierungskontrolle auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2015.

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