Konkurs kommt

Kampf um Quelle-Standort in Linz ist verloren

Österreich
06.11.2009 11:01
Der Kampf um die Österreich-Tochter des deutschen Versandhauses Quelle ist verloren. Nachdem der Handelsriese Otto die Markenrechte an Quelle erworben hat, aber nur die russische Auslandstochter übernimmt, ist für das Linzer Unternehmen der "Worst case" eingetreten. Man werde den Konkursantrag vorbereiten, hieß es am Freitag. Sollte sich kein "Investoren-Wunder" auftun, werden die 1.100 Beschäftigten ihre Jobs verlieren. Für sie gibt es aber eine Insolvenzstiftung. Sozialminister Rudolf Hundstorfer garantierte am Freitag "volle Unterstützung".

Gläubigerschützer gehen davon aus, das der Konkursantrag Ende der nächsten Woche gestellt werden wird. Die Passiva bei Quelle-Österreich werden von Insidern auf jenseits der 100 Millionen Euro geschätzt. Damit ist der Quelle-Konkurs eine der größten Handelspleiten nach dem Zusammenbruch von Konsum und Libro. Der Zusammenbruch trifft auch die rund 170 Quelle-Shop-Franchisenehmer schwer, sowie die Post, die den Versand für das Linzer Unternehmen abwickelte.

Otto-Deal brach Linz das Genick
Der Versandriese Otto hat am Donnerstag die Markenrechte für "Quelle" und "Privileg" erworben und auch die Russland-Tochter des in der Abwicklung befindlichen Versandhauses gekauft. Österreich-Vorstand Wolfgang Binder meint daraufhin, es gebe nur mehr eine "bescheidene Überlebenschance" für das bisher eigentlich stabil gelaufene Unternehmen. "Diese Nachricht hat uns heute wie eine Keule getroffen", so der Quelle-Vorstand.

Die einzig verbleibende Lösung, aus Quelle-Österreich ein alleinstehendes Versandunternehmen zu machen, scheiterte an einem passenden Investor. Am Freitagvormittag wurde den Mitarbeitern bei einer Betriebsversammlung in Linz eröffnet, dass das Unternehmen Konkurs anmelden wird müssen.

AMS hat sich bereits auf Insolvenz vorbereitet
Das AMS hat bereits im Vorfeld angekündigt, im Falle einer Insolvenz eine Außenstelle am Quelle-Standort Linz einzurichten. Ziel wäre es, "möglichst viele Betroffene für die Angebote der Insolvenzstiftung zu gewinnen". Anfang des Jahres wurde in Oberösterreich eine Stiftung gegründet, die für Arbeitslose nach einer Insolvenz gedacht ist. 

Das Land Oberösterreich und das AMS-OÖ übernehmen für die in der Stiftung aufgefangenen Arbeitnehmer jeweils 2.600 Euro für entstehende Weiterbildungskosten. Das AMS gewährt für einen Zeitraum von 156 Wochen - das entspricht rund drei Jahren - ein Schulungsarbeitslosengeld in der Höhe des Arbeitslosengeldes. Zusätzlich bezahlt das Land den Teilnehmern ein Stipendium von monatlich 100 Euro für einen Zeitraum von sechs Monaten.

Sozialminister Hundstorfer kündigte am Freitag an, dass die Betroffenen Quelle-Mitarbeiter nach der Beendigung der Dienstverhältnisse sofort in die Stiftung eintreten könnten. "Die Insolvenzstiftung bietet die Möglichkeit, sich beruflich neu zu orientieren, weiterzubilden und höher zu qualifizieren", so Hundstorfer. Vor allem niedrig-qualifizierte Frauen seien vom Konkurs "besonders betroffen". Rund zwei Drittel der 1.100 Beschäftigten von Quelle Österreich sind Frauen.

Otto feilscht weiter mit Insolvenzverwalter
Der Hamburger Versandriese Otto, der sich am Donnerstag die Markenrechte und das Russlandgeschäft des deutschen Traditionsunternehmens gesichert hat, verhandelt indes weiter mit dem Quelle-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg. Es geht dabei auch um den Kauf des Einkaufssenders HSE 24. 

Außerdem interessieren sich die Hamburger unverändert für die Spezialversender aus dem untergegangenen Imperium. Diese Unternehmen wie zum Beispiel Baby-Waltz gehören dem Arcandor-Pensionsfonds und werden gesondert verkauft. Der Insolvenzverwalter muss lediglich zustimmen. An dem Kundendienst Profectis und den Call-Centern hat Otto kein Interesse.

Neuer Versandriese in Russland entsteht
Görg hatte sich vor mehr als zwei Wochen zu einer Abwicklung des insolventen Versandhauses Quelle entschlossen, nachdem sich kein Investor gefunden hatte, der zu einer kompletten Übernahme des Traditionsunternehmens bereit war. Vor knapp einer Woche waren daraufhin rund 2.000 der rund 6.000 verbliebenen Beschäftigten freigestellt worden. Seit vergangenem Sonntag läuft ein Ausverkauf von rund 18 Millionen auf Lager liegenden Quelle-Artikel.

Otto erhofft sich unterdessen von dem Kauf von Quelle Russland eine Absicherung und einen deutlichen Ausbau seiner führenden Stellung im Wachstumsmarkt Russland. Die Sortimente von Otto und Quelle umfassen in Russland vor allem Mode, Schuhe, Haus- und Heimtextilien, sodass sich große Einsparpotenziale ergeben. Otto ist seit 1990 im russischen Markt aktiv und erreicht mit den drei Marken Otto, Bonprix und Witt International einen Umsatz von ungefähr 200 Millionen Euro. Quelle belegt in Russland mit einem Umsatz von 170 Millionen Euro den zweiten Platz. Ob die rund 280 Mitarbeiter in Russland ihre Arbeitsplätze behalten können, ist ungewiss.

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