Journalistin ermordet
Lebenslange Haft für U-Boot-Monster Madsen
Das mit viel Spannung erwartete Urteil in dem Mordprozess um die schwedische Journalistin Kim Wall (30) ist am Mittwoch in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen verkündet worden: Der dänische Erfinder Peter Madsen (47), dem von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen wurde, sein Opfer in seinem selbst gebauten U-Boot gefoltert, umgebracht, zerstückelt und anschließend über Bord geworfen zu haben, wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.
Das Gericht - eine Berufsrichterin und zwei Geschworene - glaubte an die Version der Staatsanwaltschaft. Das Urteil wurde einstimmig gefällt. Madsens Verteidigung will dagegen berufen. Eine lebenslange Haftstrafe beträgt in Dänemark durchschnittlich 15 Jahre. Nach zwölf Jahren kann man bei der Königin um Begnadigung ansuchen.
Exzentriker tischte verschiedene Versionen auf
Es handelte sich um einen der spektakulärsten Mordprozesse der vergangenen Jahre, der auch international für Aufregung sorgte. Das lag nicht nur an dem ungewöhnlichen Tatort (Madsens „Nautilus“ galt als das größte von einer Privatperson gebaute U-Boot), sondern auch an den verschiedenen Versionen, die der exzentrische Erfinder den Behörden im Laufe der Ermittlungen und des Prozesses auftischte.
Anfangs hatte der Erfinder behauptet, er hätte Wall sicher an Land abgesetzt, dann soll ihr eine 70 Kilogramm schwere Luke auf den Kopf gefallen sein und sie getötet haben. Später meinte er, sie sei im Inneren des U-Boots erstickt, als er draußen Arbeiten durchführte. Lediglich die Zerstückelung der Leiche und deren Entsorgung im Meer gab er zu.
U-Boot wurde nach Tod der Journalistin versenkt
Auch während des Prozesses in Kopenhagen konnte nicht vollständig aufgeklärt werden, was an Bord der „Nautilus“ genau passiert war. Fest steht, dass die Reporterin, die eine Reportage über Madsen machen wollte, am 10. August 2017 das U-Boot bestieg, aber niemals nach Hause zurückkehrte. Ihr Freund meldete sie als vermisst. Einen Tag später wurde Peter Madsen aus dem Meer gerettet, das U-Boot war in der Bucht bei Køge gesunken. Ermittler gehen davon aus, dass es absichtlich versenkt wurde.
In den nächsten Wochen und Monaten tauchten die abgetrennten Leichenteile von Wall auf - und Madsen präsentierte seine erste Unfalltheorie. Anfang November gab er zu, die Leiche zerstückelt zu haben, Mitte Jänner wurde der Erfinder wegen Mordes angeklagt. Der Prozess startete schließlich am 8. März unter großem Medieninteresse.
Die Staatsanwaltschaft war überzeugt davon, dass es sich um einen brutalen Sexualmord handelte. Der Angeklagte soll Walls Unterleib und Geschlechtsteile mit Schraubenziehern verstümmelt haben. Vor Gericht erfuhr die Öffentlichkeit, dass sich Madsen in der Nacht, bevor die 30-jährige Journalistin an Bord ging, ein Video angesehen hatte, in dem Frauen enthauptet werden. Die Verletzungen, die darin gezeigt werden, seien jenen ähnlich, die die Leiche von Wall aufwies, sagte Staatsanwalt Jakob Buch-Jepsen.
In Madsens Unterhose wurden Spermaspuren gefunden - er erklärte dies damit, dass er sich noch vor der Tauchfahrt Pornos angesehen hatte. Im U-Boot fand man Slip und Strumpfhose von Kim Wall - beide an mehreren Stellen zerrissen. Daneben lagen dicke ausgerissen Haarbüschel von Kim Wall.
Gerichtsgutachter bescheinigten Madsen perverse Züge
Gerichtsgutachter konnten polymorph-perverse Züge in Madsens Persönlichkeit feststellen. Er sei schwer sexuell gestört, selbstfixiert, narzisstisch, habe weder Mitgefühl noch Gewissen und stelle eine Gefahr für andere dar. Daher wurde auch eine lebenslange Sicherheitsverwahrung empfohlen.
Die genaue Todesursache der Journalistin konnte im Prozess allerdings nicht geklärt werden, sie bleibt ein Rätsel. Eine SMS, die der Angeklagte kurz nach dem Tod von Kim Wall an seine Frau schrieb, wirft ebenfalls Fragen auf: „Ich bin ein wenig auf Abenteuer mit ,Nautilus‘. Alles gut. Fahre in ruhiger See und Mondlicht. Tauche nicht. Küsse und Umarmungen für die Katzen.“
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