Brutal Legend

Mögen’s blutig: Slayer mit “World Painted Blood”

Musik
06.11.2009 15:46
Slayer bleiben Slayer. So einfach lässt sich das Fazit nach dem Hören des neuen Streichs der vier "Totschläger" aus den USA ziehen. Auf "World Painted Blood" zeigt die Kultband all ihre Stärken, offenbart aber auch einige Schwächen. Auch wenn es diese geben mag, ist das Album ein wahrer Thrash-Metal-Leckerbissen im perfekten Soundgewand geworden.
(Bild: kmm)

Eines hat sich jedenfalls auch im Jahr 2009 nicht geändert: Niemand klingt so böse wie die Band aus Huntington Park – da können die ganzen geschminkten Black-Metal-Clowns noch so finster dreinschauen. Schon im Intro zum Titelstück zaubern die Ausnahmemusiker die für die Band so typische, morbide Stimmung in die Gehörgänge des Metal-Fans. Und der Song geht ungewöhnlich vielschichtig weiter. Nach der monotonen High-Speed-Achterbahnfahrt des letzten Albums "Christ Illusion" eine wohltuende Abwechslung.

Doch natürlich bedienen Slayer auch die Klientel der Geschwindigkeits-Junkies zur Genüge. Songs wie "Psychopathy Red", "Hate Worldwide" oder "Not of This God" drücken unbarmherzig aufs Gaspedal. Das ist nach wie vor beeindruckend und so mächtig, dass es den Hörer fast erdrückt. Allerdings zeigt sich an dem Gebolze wohl auch die größte Schwäche von Tom Araya (Gesang, Bass), Kerry King, Jeff Hanneman (beide Gitarre) und Dave Lombardo (Schlagzeug): Auf die Dauer dröhnen diese Speed-Attacken etwas monoton aus den Boxen, hängen bleibt hier nicht allzu viel.

Teuflischer Groove
Ganz anders präsentieren sich etwa Titel wie "Beauty Through Order" oder auch das herausragende "Human Strain", die durch und durch den Groove der späten 90er atmen. Überhaupt zeigen sich Slayer auf "World Painted Blood" vielseitig wie selten zuvor. Gegen Ende des Albums wird es sogar richtig "experimentell": "Playing with Dolls" präsentiert die Band in neuen Klangsphären. Ruhiger Gesang und Rock-Riffing starten das Stück, um es dann explodieren zu lassen.

Textlich haben sich die vier wieder an ihrem täglich Brot versucht: Krieg, Massenmörder und anderes wirres Zeug, mit dem sie seit über 20 Jahren den Durchschnittsbürger schocken. In "Americon" lässt die Band diesmal sogar mit handfester Amerika-Kritik aufhorchen und prangert den Ölhunger ihres Heimatlandes an. Die Nummer punktet ansonsten durch ihren teuflischen Groove und enorme Eingängigkeit – sogar die Soli der beiden Griffbretthelden verdienen schon fast das Prädikat "melodisch".

Keine Klassiker-Kopie
Im Vorfeld der Veröffentlichung von "World Painted Blood" war viel davon die Rede, die Band würde wieder zum Stil der Klassiker "Reign in Blood", "South of Heaven" und "Seasons in the Abyss" zurückkehren. Aber genauso wenig wie Metallica mit "Death Magnetic" ein zweites "Master of Puppets" geschrieben haben, haben Araya und Co. mit dem neuen Album eine Kopie der Erfolgsalben abgeliefert. Eines hört man der Platte aber an: Sie ist als Bandprojekt entstanden und nicht als Solo-Werk im Keller Kerry Kings. Deshalb spielen alle Musiker ihre Stärken perfekt aus und lassen das neue Werk so böse, so mächtig und so bezwingend klingen, wie das seit 1990 wohl nicht mehr der Fall war.

Von der Qualität des neuen Materials kann sich die Metal-Gemeinde der Alpenrepublik leider erst am 25. März 2010 im Wiener Gasometer überzeugen. Das ursprünglich für den 7. Dezember geplante Konzert musste wegen einer OP bei Sänger Tom Araya verschoben werden.

9 von 10 kleinen Thrashern

von Stefan Taferner

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