„Menschen wie der Angeklagte haben das Blut toter Elefanten an den Händen. Hier geht es um ein Verbrechen an der Natur.“ Mit drastischen Worten tritt der Staatsanwalt in Wien gegen einen seiner Meinung nach kriminellen Sammler (67) auf. In dessen Wohnung wurde eine halbe Tonne Elfenbein gefunden - 88 Stoßzähne.
Staatsanwalt Bernhard Mascha schildert eindrucksvoll den bedrückenden Hintergrund des Prozesses: „Zwischen 2007 und 2015 wurden 110.000 Tiere getötet. Hinter jedem Stoßzahn steht die Leidensgeschichte eines gequälten Tieres.“ Und Menschen wie der nun Angeklagte würden den Bedarf nur weiter schüren.
Größter Elfenbeinfund in Österreich
Wer dieser 67-jährige Mann ist, ist schwer zu beantworten: Er selbst beschreibt sich als kleiner Pensionist, laut Richterin Martina Spreitzer-Kropiunik besitzt er aber drei Eigentumswohnungen. Er behauptet auch, einst Boxweltmeister gewesen zu sein, doch der Staatsanwalt bezweifelt das. Fest steht bloß, dass in einer Wohnung in Wien 564 Kilogramm Elfenbein sichergestellt worden sind, nachdem der Mann bei einem Kauf aufgefallen war. Es war dies der größte Fund in der heimischen Kriminalgeschichte.
Laut Anklage wurden die 88 Stoßzähne mit einem Schwarzmarktwert von einer halben Million Euro seit 2012 gekauft. Was nach dem Artenhandelsgesetz streng verboten ist. Verteidiger Peter Philipp: „Mein Mandant ist ein Sammler, das steht außer Zweifel.“ In einer Wohnung hatte er wegen einer riesigen Zahl gelagerter Teppiche schon Statikprobleme.
Angeklagter: Stoßzähne noch vor Verbot erworben
Der Angeklagte selbst behauptet dann, er habe die Stoßzähne 1979 um damals günstige 80.000 Schilling (rund 5800 Euro) von einem Spieler gekauft, der dringend Geld gebraucht habe. Praktischerweise liege das vor jenem Zeitpunkt, zu dem Österreich dem Artenschutzübereinkommen beigetreten ist. Ein Gutachten belastet den Angeklagten schwer: Es handle sich zweifelsfrei um Stoßzähne Afrikanischer Elefanten, meint der Experte. Was prompt zurückgewiesen wird: „Keine Spur davon, das waren großteils Walrösser.“ - Vertagt.
Peter Grotter, Kronen Zeitung/krone.at
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