1.-Mai-Ausschreitungen
Plünderungen, Brände: Chaostag in Paris und Berlin
Brennende Fahrzeuge, zerstörte Geschäfte und Tränengas haben den 1. Mai in Paris geprägt. Mehr als 100 Vermummte haben sich Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. Die Demonstranten griffen die Beamten im Osten der Stadt mit Wurfgeschossen an, zertrümmerten Autos und Fensterscheiben und zündeten Fahrzeuge an. Einige plünderten sogar eine McDonald‘s-Filiale. Die Polizei reagierte mit dem Einsatz von Tränengas und Wasserwerfern und nahm fast 300 Menschen, großteils Angehörige des „Schwarzen Blocks“, fest. Auch in Berlin und Hamburg gingen zahlreiche Demonstranten auf die Straße.
In Paris kamen am Tag der Arbeit nach Angaben der Polizei 20.000 Menschen zu dem traditionellen Marsch der Gewerkschaften zusammen. Die Gewerkschaft CGT sprach von 55.000 Teilnehmern. Die Zahl der Vermummten wurde von der Polizei mit insgesamt rund 1200 angegeben. Sie trugen schwarze Jacken und Gesichtsmasken, viele führten Banner mit anarchistischen Symbolen mit sich. Der reguläre Protestzug kam ins Stocken, als aus dem „Schwarzen Block“ heraus Ausschreitungen begannen.
Linkspolitiker führte Protestzug an
Der Linkspolitiker Jean-Luc Melenchon führte den Protestzug in Marseille an, an dem nach Polizeiangaben rund 4200 Menschen teilnahmen. Sie marschierten hinter einem Schriftzug her, auf dem „Gegen (Präsident Emmanuel) Macron und seine Welt“ stand. Melenchon sagte, die soziale Bewegung und die politischen Kräfte seien dabei, sich zusammenzuschließen - nicht aber die Gewerkschaften untereinander.
Frankreichs Innenminister Gerard Collomb verurteilte „mit Nachdruck“ die „Gewalt und Sachbeschädigungen“ am Rande der Pariser Demonstration zum Tag der Arbeit. Die Polizei hatte zuvor mit Ausschreitungen gerechnet: „Extremistische Gruppen“ wollten den Tag zu einem „großen revolutionären Treffen machen“, hatte sie erklärt. In anderen französischen Städten blieb es bei den Mai-Demonstrationen ruhig.
In Frankreich ist in den vergangenen Wochen der Zorn vieler Arbeitnehmer über die Reformen von Präsident Macron gewachsen. Seit Anfang April hat es zahlreiche Streiks im öffentlichen Dienst gegeben, insbesondere bei der Bahn. Macron will die Staatsbahn SNCF wettbewerbsfähiger machen und den beamtenähnlichen Status der Bahnbeschäftigten abschaffen. An den Demonstrationen am Dienstag nahmen deshalb besonders viele Bahn-Beschäftigte teil.
Macron hält sich derzeit im australischen Sydney auf. Er verteidigte sich dort gegen Kritik, am 1. Mai fernab der Heimat zu sein. „Wollen Sie, dass ich zu Hause bleibe und fernsehe?“, fragte er. „Ich habe andere Dinge zu tun, ich arbeite weiter, die Reformen werden jeden Tag fortgesetzt.“
Tausende Demonstranten auch in Berlin und Hamburg
Auch in Berlin und Hamburg gingen am Abend des 1. Mai Tausende Linke und Linksextreme auf die Straße. Die Polizei war aufgrund der Ausschreitungen in den vergangenen Jahren in Alarmbereitschaft und zeigte starke Präsenz, allein in Berlin waren 5300 Beamte im Einsatz.
Nach Exekutivangaben demonstrierten in Berlin-Kreuzberg zunächst rund 1500 Menschen gegen Rassismus, Kapitalismus und Rüstungsexporte. Im Lauf der Proteste nahm die Zahl der Teilnehmer immer weiter zu. An der Spitze des Demozuges positionierten sich zahlreiche schwarz gekleidete, vermummte Demonstranten. Böller und bengalische Feuer wurden gezündet, Fahnen geschwenkt, es kam zu einigen Festnahmen sowie zu Sachbeschädigungen, die Proteste verliefen jedoch weitestgehend friedlich.
Auch in Hamburg schreckte das eher unwirtliche Wetter rund 2200 Demonstranten nicht davon ab, ihren Unmut auf der Straße kundzutun. Wie schon im vergangenen Jahr verliefen die Proteste jedoch friedlich und ohne nennenswerte Zwischenfälle.
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