Bereits mit 17 soll Alfred U. ein Mädchen vergewaltigt haben. Später fesselte er Frauen an Heizkörper, band sie an Hundeleinen, missbrauchte und folterte sie. Mehrere Psychiater diagnostizierten den Mann als schweren Sadisten. Trotzdem kam er aus der Haft frei - und fand bald ein neues Opfer.
Im Landesgericht Eisenstadt, wo Alfred U. nun in U-Haft sitzt, gilt der 63-Jährige als „völlig unproblematischer Insasse“. Er hält sich übergenau an die Anstaltsregeln, ist freundlich zu seinen Mitgefangenen und extrem höflich im Kontakt mit Wachebeamten.
In der Haft galt er als „Musterhäftling“
Der Mann, der am 28. März in seiner Wiener Wohnung eine Frau getötet, zerstückelt und danach im Neusiedler See entsorgt haben soll, verhält sich also genauso wie in den 32 Jahren, die er bereits in Justizeinrichtungen verbracht hat. Ruhig, angepasst, demütig.
Er habe seine „Zufallsbekanntschaft“, die angeblich Beata hieß und aus Ungarn stammte, „doch nur um ein bisschen Zärtlichkeit gebeten, aber sie wollte dafür ordentlich Geld - und sie lachte mich aus, weil mir der Sex mit ihr nicht so richtig gelang. Deshalb bin ich wütend geworden und hab‘ sie gewürgt, leider zu lange und zu stark“, sagt der Mann jetzt mit traurigem Blick in Verhören. Und dass er trotz des Geschehenen „in Wahrheit ein guter Mensch“ sei. Doch auch ehemalige Freunde hatten - wie berichtet - den 63-Jährigen nach der Tat sofort in Verdacht.
Über seine böse Seite will Alfred U. nicht sprechen, genauso wenig wie über die vielen grauenhaften Verbrechen, die er von Jugend an begangen hat. „Ich bin oft Opfer von Intrigen und falschen Anschuldigungen geworden“, beteuert er.
Sein Strafregisterauszug lässt anderes vermuten:
Zunächst saß Alfred U. in Krems-Stein ein, ab 2003 in der Sonderhaftanstalt Mittersteig in Wien. Wo er als „Musterhäftling“ galt, Chefredakteur einer Gefängniszeitung war und in dieser Funktion sogar ein TV-Interview gab, in dem er über seinen Besserungswillen und seine Therapiefortschritte erzählte.
Mehrere Psychiater diagnostizierten ihm allerdings weiterhin wegen seiner schweren sadistischen Tendenzen eine hohe Rückfallgefahr. 2016 wurde diese Diagnose von zwei Gutachtern abgeschwächt - sein Aggressionspotential habe abgenommen, meinten sie, und sprachen sich für eine bedingte Entlassung aus. Unter der Voraussetzung, dass er in einer staatlichen Betreuungseinrichtig für Ex-Häftlinge untergebracht, dort engmaschig kontrolliert und behandelt werde.
Er war schon immer eine „tickende Zeitbombe“
Alfred U. verhielt sich vorbildlich in der Unterkunft. Fand während eines Ausgangs eine rumänische Freundin, die ihn regelmäßig in der WG besuchte. Sozialarbeiter werteten seine „Beziehungsfähigkeit“ als positives Zeichen, weswegen der Mann Ende 2017 in die Wohnung seiner verstorbenen Mutter ziehen durfte. Womit sämtliche Sicherheitsvorkehrungen außer Kraft traten. Bei diesem Mann, der immer schon eine „tickende Zeitbombe“ gewesen ist - und einen immensen Hass auf Frauen in sich trägt.
Vielleicht, weil ihm, wie er behauptet, die Großmutter, bei der er bis zu seinem zehnten Lebensjahr aufwuchs, und später seine Mutter „nie Liebe gaben“. „Nur mein Opa war fürsorglich zu mir. Mein Vater schlug mich oft.“ Schon als Kind trieb sich Alfred U. nächtelang im Wiener Prater herum. Seine erste Geliebte war eine Frau aus dem Milieu, 25 Jahre älter als er. Die Verbindung hielt drei Jahre. Bis er sich an ihrer Tochter vergangen haben soll. Als er 17 war ...
Wie viele Verbrechen hat Alfred U. noch begangen?
Im Hauptfokus der Fahnder stehen nun Ermittlungen zu dem ungeklärten Mord an „Rosie“. Einer Prostituierten aus der Dominikanischen Republik, deren schwer malträtierte Leiche 1993 - U. war da gerade in Freiheit - in Sankt Margarethen im Burgenland aufgefunden wurde. Ganz in der Nähe jener Schilfhütte, die U. bereits damals besessen hat.
Martina Prewein, Kronen Zeitung
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