Fünfter Fußball-Meistertitel in Folge, Europa-League-Halbfinale, Endspiel des ÖFB-Cups: Salzburg steht in der erfolgreichsten Saison seit dem Einstieg von Red Bull 2005. Der Mann, der diese Erfolge an der Seitenlinie orchestrierte, heißt Marco Rose und war vor einem Jahr noch weitgehend unbekannt. Inzwischen interessieren sich auch deutsche Bundesligisten für den Trainerschüler von Jürgen Klopp.
Es ist ein kometenähnlicher Aufstieg, den Rose hinter sich hat. Elf Monate nach seiner Bestellung zum Cheftrainer hat der 41-Jährige schon mehr erreicht als die meisten Coaches in Jahrzehnten. Mit dem Salzburger Titel in der Youth League, der U19-Champions-League, machte er im April 2017 erstmals eine interessierte Öffentlichkeit auf sich aufmerksam. Keine zwei Monate später fand er sich nach dem Abgang von Oscar Garcia auch schon am Chefsessel wieder - der „logischen“ Wahl, Liefering-Coach Thomas Letsch, vorgezogen.
Team perfekt weiterentwickelt
Eine letztlich goldrichtige Entscheidung, für die sich Sportdirektor Christoph Freund längst nicht mehr rechtfertigen muss. Rose hat es innerhalb kurzer Zeit geschafft, eine homogene, stets willige Mannschaft zu formen, die nicht nur national, sondern auch international für Furore sorgt. Der einstige Erst- und Zweitligakicker in Deutschland weiß ganz offensichtlich, wie er sein Kollektiv aus Jungtalenten und Routiniers anpacken muss. Unterstützt von Co-Trainer Rene Aufhauser und dem Analyse-Fuchs Rene Maric hat Rose stets eine Antwort auf die Herausforderungen gefunden.
Der nach außen hin stets trocken und abgeklärt auftretende Rose ließ sich auch durch das neuerliche Aus in der CL-Qualifikation und den starken Herbst von Sturm Graz nicht irritieren und gab seiner Truppe in der Europa League gegen namhafte Gegner wie Real Sociedad, Borussia Dortmund und Lazio Rom stets die richtige Marschroute vor. Es mag nicht mehr der Spektakel-Kick der Ära von Roger Schmidt sein, doch der Erfolg gibt Rose recht. Der Punkteschnitt von 2,28 spricht Bände und liegt sogar knapp über jenem des bisherigen Rekordhalters Oscar (2,26).
Rose als neuer Klopp?
Dass Salzburg gegen Olympique Marseille nur hauchdünn den Einzug ins EL-Finale verpasst hat, ändert nichts an der Tatsache, dass Rose schon als nächster Jürgen Klopp gehandelt wird. Unter dem nunmehrigen Liverpool-Coach schaffte er als Mainz-Kicker den Aufstieg ins deutsche Oberhaus, nun traut man ihm offenbar zu, ein ähnliches Kaliber der Trainerzunft zu werden. Dortmund und Frankfurt wurden immer wieder als Interessenten genannt, auch Leipzig, die Heimat von Rose. Dort leben nach wie vor seine Frau, die deutsche Ex-Teamhandballerin und Juristin Nikola Pietzsch und die zehnjährige Tochter Marie.
Selbst im Moment des Erfolgs strebt Rose nach Bodenständigkeit. „Eigenlob ist immer eine schwierige Sache. Ich bin stolz auf uns im Gesamten. Es ist halt einfach ein Mannschaftssport. Ohne das geht es nicht. Fertig, aus“, sagte er unlängst. Klar ist, dass es für Salzburg ein herber Verlust wäre, sollte Rose nach nur einem Jahr, zur „Halbzeit“ seines Kontrakts, tatsächlich den Absprung wagen. Auch wenn es sich finanziell wohl auszahlen würde. Denn laut Freund gibt es keine Ausstiegsklausel.
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