Trotz Reformkurs
Saudi-Kronprinz ließ heuer 48 Enthauptungen zu
Saudi-Arabien schockiert mit einer hohen Anzahl von Hinrichtungen. In dem Land, das sich mit Scheich Mohammad bin Salman als Reformer um Modernisierung bemüht, wurden seit Anfang des Jahres 48 Menschen geköpft. Bei der Hälfte der Fälle ging es um Drogendelikte ohne Einsatz von Gewalt. Die Hinrichtungen erfolgen meist auf brutale Weise: Viele Verurteilte werden in der Öffentlichkeit mit einem Schwert geköpft.
Kronprinz Mohammad bin Salman (32) stellt sich gerne als Reformer dar: So dürfen Frauen erstmals in der Geschichte des Landes Fußballspiele besuchen und Auto fahren, nach 35 Jahren Unterbrechung werden auch wieder Kinofilme gezeigt. Im März stellte er in Aussicht, die Verhüllungspflicht lockern zu wollen.
Doppelt so viele Hinrichungen unter Kronprinz Salman
Doch entgegen seiner Ankündigung in einem Interview mit dem Magazin „Time“ von Anfang April, weniger Hinrichtungen durchzuführen, sieht die Realität offenbar ganz anders aus. Die Organisation Reprieve berichtet, in den ersten acht Monaten nachdem Salman im Juni 2017 zum Kronprinzen ernannt wurde habe sich die Zahl der Exekutionen im Vergleich zur Periode davor sogar verdoppelt.
NGO: „Nicht einmal ein Gewaltverbrechen begangen"
Laut Human Rights Watch wurden heuer bereits 48 Verurteilte hingerichtet, jeder zweite wegen Drogendelikten. „Es ist schlimm genug, dass Saudi-Arabien so viele Menschen hinrichtet, aber viele von ihnen haben nicht einmal ein Gewaltverbrechen begangen“, zeigt sich Sarah Leah Whitson, Direktorin für den Nahen Osten bei Human Rights Watch, schockiert. Die Organisation spricht von einem „berüchtigten und ungerechten Strafrechtssystem“, es gebe keine fairen Gerichtsverfahren.
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