Moshe Leiser und Patrice Caurier gewähren erste Einblicke in ihre Inszenierung von Rossinis „L‘Italiana in Algeri“ mit C. Bartoli:
Dass die Opernproduktion der Salzburger Pfingstfestspiele Rossinis „L‘Italiana in Algeri“ mit Cecilia Bartoli in der Titelrolle ein Erfolg wird, ist zu erwarten. Denn schon die ersten Einblicke, die das belgisch-französische Regie-Duo Moshe Leiser und Patrice Caurier gewährte, sind atemberaubend. Auf der Bühne offenbart sich mit Palmen, Frachtcontainern, einem Kamel und unzähligen anderen Tieren aus Styropor und Kunstfell, einem prachtvollen Souk, der mit Schmuck, Tüchern und Shishas alles zu bieten hat, was das Herz begehrt, sowie einem riesigen Schiff eine Szenerie, die einem das Gefühl gibt, sich tatsächlich inmitten des Hafens von Algier zu befinden. Klar, schließlich geht es Leiser und Caurier darum „richtig Theater“ zu machen.
„Wir sind überzeugt, dass kein Komponist eine Oper geschrieben hat, ohne einen Theatertraum im Hinterkopf gehabt zu haben. Das heißt, dass es bei der Oper nicht nur darum geht, sich von der wunderbaren Musik und den Stimmen berühren zu lassen, vielmehr muss man sich in einer Geschichte wiederfinden, die nicht nur das Libretto, sondern auch die Musik vorgibt. Als Opernregisseure ist es unsere Aufgabe, beide Götter der Oper, den Gott des Theaters und jenen der Musik gleichwertig zu behandeln. Wird einer vernachlässigt, ist das Ergebnis entweder ein Konzert in Kostümen, oder Schauspieler mit Quatschgesang“, betonen die beiden beim Backstage-Gespräch.
Diese doppelte Schlagkraft von Text und Musik schätzt auch Bartoli, die mit den Regisseuren bereits „Giulio Cesare“ (2012), „Norma“ (2013) und 2015 „Iphigénie en Tauride“ für die Festspiele realisierte.
„Cecilia haben wir vor rund 12 Jahren beim ,Turco in Italia‘ im Covent Garden kennen gelernt. Seither sind viele gemeinsame Rossini-Produktionen entstanden. Und als sie uns nun vor eineinhalb Jahren gebeten hat, auch ’L’Italiana’ mit ihr zu machen, haben wir natürlich keine Sekunde gezögert. Cecilia ist nicht nur eine der größten Koloratur-Mezzosopranistinnen unserer Zeit. Sie schafft es mit ihrer Musikalität und einem unglaublichen Gespür für Dramaturgie, Charaktere und Text jede Produktion mit einer nahezu unbeschreiblichen Emotionalität zu füllen.“
Die Opera buffa rund um die Italienerin Isabella (Bartoli), die in Algier des Jahres 1810 Mustafà (Peter Kálmán), dem Bey von Algier, den Kopf verdreht, erzählt auf spaßige Art die irrwitzige Geschichte zweier fremder Kulturen, die aufeinandertreffen, und sich mit seltsamen Ritualen übertrumpfen. Allerdings spielt Leisers und Cauriers Version im Heute, und so kommt Mustafà als Chef einer Schmuggler-Bande daher, der sich von der cleveren, temperamentvollen Isabella, die mit ihren Reizen nicht geizt, hinters Licht führen lässt.
„Es ist eine fantastische Komödie, die das erotische Verlangen mit all dem Wahnsinn, den dieses Begehren mit sich bringt, zum Thema hat und uns so zum Lachen bringt. Dieser Humor erlaubt es uns mit allen kulturellen Klischees, wie dem Stolz aufs Vaterland, die unterschiedlichen kulinarischen Vorlieben oder dem Fußball-Fanatismus zu spielen. Dennoch sind wir der Überzeugung, dass eine Komödie genauso ernst gespielt werden muss, wie eine Tragödie. Die Charaktere dürfen nicht wissen, dass sie in einer komödiantischen Situation sind, sonst läuft man Gefahr in Slapstick abzugleiten!“
Apropos Charaktere: Von dem Ensemble rund um Bartoli, Peter Kálmán (Mustafa), Edgardo Rocha (Lindoro), Alessandro Corbelli (Taddeo) oder Rebeca Olvera (Elvira) ist das Regie-Duo mehr als begeistert. „Es sind die besten Rossini-Sänger, die man kriegen kann!“
Die musikalische Leitung übernimmt Jean-Christophe Spinosi, der das Ensemble Matheus auf historischen Instrumenten leiten wird.
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