Wienerischer geht‘s kaum: Mit einer lustvoll dargebrachten Breitseite Lokalkolorit musikalischer wie lyrischer Natur haben die Wiener Festwochen am Freitagabend vor 48.000 Besuchern ihr Eröffnungsfest am Rathausplatz zelebriert. Rund eineinhalb Stunden feierten Aushängeschilder des heimischen Singer-Songwritertums von Ernst Molden bis zu Der Nino aus Wien die Hauptstadt und ihr Idiom.
Anders als viele Programmpunkte des wohl wichtigsten Kulturfestivals der Stadt kommt das Startevent vor dem Rathaus traditionell wenig sperrig und gewagt daher. Schließlich sollte der Auftakt bei freiem Eintritt erneut nicht nur Zigtausende vor die Open-Air-Bühne locken, sondern noch mehr Zuschauer vor dem TV-Gerät per Live-Übertragung ansprechen. Der nötige Spagat, Massentauglichkeit zu gewährleisten, ohne (nur) auf Massenware zu setzen, gelang heuer durchaus prächtig.
Knappes Dutzend Protagonisten auf der Bühne
„Etwa 20 der schönsten Wienerlieder aus den letzten 100 Jahren von ungefähr 20 Musikanten aus Wien“ - so umriss Konzept-Mastermind Ernst Molden zu Beginn des gewohnt poppigen Eröffnungsabends das Programm. Manchmal im Duett, manchmal allein, dazwischen im mehrköpfigen Verbund konzertierte ein knappes Dutzend Protagonisten, die mehr oder weniger in der Tradition des Wienerliedes stehen bzw. sich dessen im Grunde lebensbejahender Raunzigkeit und picksüßer Widerborstigkeit durchaus verbunden fühlen. Begleitet wurden allesamt von der Kombo Alma.
Wiener Stars präsentierten ihre Hits
Dargeboten wurden freilich Hits aus eigener Feder: Voodoo Jürgens präsentierte „Heite grob ma Tote aus“, Molden und Willi Resetarits „Ho Rugg“, Der Nino aus Wien sein pfiffiges „Praterlied“. Aber freilich zollte man auch den Wegbereitern des Genres ausgiebig Tribut. Resetarits intonierte „I häng aun meina Weanaschdod“ der Dudler-Legende Maly Nagl, Voodoo und Nino coverten „Die Blume aus dem Gemeindebau“ von Wolfgang Ambros und Nino und Molden ließen Andre Hellers „Dann bin ich ka Liliputaner mehr“ hochleben.
Für einen Schuss Klassenkampf vor dem roten Rathaus sorgte Mira Lu Kovacs - bekannt von Schmieds Puls - mit ihrer Version der „Arbeiter von Wien“, das originellerweise mit Orientbeats unterlegt und von Spoken Words der Rapperin Esra Özmen alias EsRAP angereichert und somit gewissermaßen in die Gegenwart geholt wurde. Gustav und Resetarits gaben wiederum ein kurzes Medley der auch schon wieder mehr als 40 Jahre alten „Proletenpassion“ zum Besten.
Tolle Stimmung an lauem Frühlingsabend
„Blumen aus der Hauptstadt“ wollte man mit diesem musikalischen Strauß in die Bundesländer und darüber hinaus verschicken. Geworden ist es ein buntes, gefälliges Bukett. Und als Draufgabe streute das Schauspieler-Duo Ursula Strauss und Gerald Votava eine Art Blütenlese neuer Gedichte von Christine Nöstlinger ein - witzig-böse Kleinode fernab der Kinderliteratur. Sehr nachvollziehbar, dass nach dem All-Stars-Finale mit Ambros‘ legendärer Dylan-Übersetzung von „Like A Rolling Stone“ das gesamte Ensemble heftig bejubelt wurde. „Allaa wia a Stan“ musste sich an diesem lauen Frühlingsabend wirklich niemand fühlen.
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