Der Smartphone-Markt in Europa schrumpft. Marktforscher haben im ersten Jahresviertel eine deutlich nachlassende Nachfrage beobachtet - vor allem in Westeuropa. Das bringt die großen Branchenriesen Samsung und Apple unter Druck, in ihrem Windschatten nähert sich Huawei dem Spitzenfeld. Die eindrucksvollste Leistung zeigt jedoch im Moment Nokia: Die Marke feiert unter HMD Global ein eindrucksvolles Comeback.
1,6 Millionen Nokia-Smartphones hat HMD Global im ersten Quartal in Europa verkauft. Bei Marktführer Samsung waren es fast zehnmal so viele. Bedenkt man aber, dass Nokia nach dem Totalfiasko mit Windows Phone unter Microsoft als Handyhersteller beinahe Geschichte war und erst vor einem Jahr mit der Firmenneugründung HMD Global das Comeback einleitete, kann sich diese Zahl sehen lassen. Nokia ist aus dem Stand der fünftgrößte Smartphone-Hersteller in Europa.
Ein ähnliches Wachstum wie Nokia hat bis Mai 2018 nur der chinesische Hersteller Xiaomi hingelegt, der momentan nach Europa expandiert und hierzulande in den nächsten Wochen beim Mobilfunker Drei und mit einem eigenen Flagship-Store in Vösendorf an den Start geht. Xiaomi hat in Europa aus dem Stand 2,4 Millionen Geräte verkauft.
Samsung und Apple verlieren, Huawei gewinnt
An der Spitze verschiebt sich derweil das Machtgefüge. Samsung ist immer noch unangefochten der weltgrößte Smartphone-Hersteller, hat allerdings nach Einschätzung des Marktforschers Canalys 15,4 Prozent Wachstum eingebüßt und „nur“ noch einen Marktanteil von 33,1 Prozent (15,2 Millionen Geräte).
Auf den zweiten Rang kommt Apple mit 10,2 Millionen verkauften iPhones, was einem Marktanteil von 22,2 Prozent entspricht. Das Wachstum hat sich auch hier ins Negative gekehrt - um 5,4 Prozent. Der große Gewinner der letzten Zeit ist laut Canalys Huawei. Die Chinesen haben ihren Marktanteil um stolze 38,6 Prozent ausgebaut und liegen mit 7,4 Millionen verkauften Geräten bei 16,1 Prozent Marktanteil.
Was ist mit LG, Sony, Lenovo und HTC?
Das Ranking zeigt, dass es am Smartphone-Markt zu einer Konsolidierung gekommen ist. Einerseits kaufen die Menschen - vor allem in Westeuropa - weniger neue Smartphones bzw. bleiben ihren Geräten länger treu. Andererseits haben nur drei große Hersteller einen Großteil des Marktes fest in ihrer Hand.
Samsung, Apple, Huawei, Xiaomi und Nokia teilen sich gemeinsam mehr als 80 Prozent des europäischen Marktes auf, für alle anderen - darunter glanzvolle Namen wie Sony, LG, Lenovo oder HTC - bleiben nur 20 Prozent übrig. Insgesamt wurden in Europa im ersten Jahresviertel rund 46 Millionen Smartphones verkauft - im Westen deutlich mehr als im Osten, wobei Osteuropa allerdings noch Wachstum zeigt.
Der Trend geht zur hochwertigen Mittelklasse
Dass die nachlassende Nachfrage nicht wirklich auf die Gewinne der Smartphone-Hersteller durchschlägt, liegt daran, dass die durchschnittlichen Verkaufspreise pro Gerät in die Höhe gehen - man denke nur an Apples über 1100 Euro teures iPhone X, aber auch an die preislich in immer neue Höhen vorstoßenden Oberklassegeräte von Samsung und Huawei.
Dabei geht der Trend bei den Nutzern eigentlich in Richtung Preis-Leistung. Nachgefragt werden nach Einschätzung der Marktforscher derzeit vermehrt Geräte der oberen Mittelklasse. Sie bieten - gerne mit modernem 18:9-Display, Dual-SIM und Doppelkamera - Features, die man früher primär in der Oberklasse gefunden hat, kosten aber statt 800 oder gar 1000 eher 300 bis 400 Euro.
Befeuert wird der Trend zur starken Mittelklasse übrigens ausgerechnet vom Aufsteiger Nokia: Er bietet aktuell mit Geräten wie dem Nokia 7 Plus starke Hardware zu erschwinglichen Preisen an und findet mit seiner direkt von Google gewarteten Android-One-Software viele Fans, die von den oft langsamen Update-Zyklen und zugemüllten Android-Interpretationen anderer Hersteller genug haben.
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