Gewalt an Gaza-Grenze
US-Botschaft eröffnet: Über 50 Tote bei Protesten
Die USA haben am Montag ihre neue Botschaft in Jerusalem offiziell eröffnet. Botschafter David Friedman begrüßte rund 800 Gäste. US-Präsident Donald Trump hatte Jerusalem im Dezember im Alleingang als Israels Hauptstadt anerkannt. Schon Stunden vor der Eröffnung kam es zu heftigen Protesten und Gewalt. Mindestens 52 Palästinenser wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Gazastreifen bei Konfrontationen mit israelischen Soldaten an der Grenze getötet. Rund 2400 Menschen seien verletzt worden.
US-Präsident Donald Trump hat anlässlich der Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem das Recht Israels auf die Bestimmung seiner Hauptstadt betont. „Israel ist eine souveräne Nation mit dem Recht, seine Hauptstadt selbst zu bestimmen“, sagte er am Montag in einer Videobotschaft, die bei den Feierlichkeiten ausgestrahlt wurde. „Wir haben in der Vergangenheit das Offensichtliche nicht anerkannt“, sagte Trump.
Der Schritt der USA, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen und den Sitz der Botschaft von Tel Aviv in die Heilige Stadt zu verlegen, ist international höchst umstritten, zahlreiche Länder zeigten sich besorgt.
Nach Angaben der israelischen Armee beteiligten sich mehr als 35.000 Menschen an zwölf verschiedenen Orten am Grenzzaun im Gazastreifen an Protesten gegen die Eröffnung der Botschaft. Palästinenser hätten Brandbomben und explosive Gegenstände auf Soldaten geworfen, hieß es. Sie würden Reifen verbrennen und versuchen, mit brennenden Gegenständen Feuer in Israel zu entzünden. Die israelische Luftwaffe habe Stellungen der Hamas im nördlichen Gazastreifen angegriffen. Damit habe man auf Beschuss von dort auf Soldaten reagiert.
Laut Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums vom Montagabend wurden mindestens 52 Palästinenser getötet und rund 2400 verletzt. Es ist der Tag mit den meisten Todesopfern seit dem Gaza-Krieg 2014. Der palästinensische Gesundheitsminister Jawad Awad warf Israel ein „Massaker an unbewaffneten Demonstranten“ vor.
Demonstranten: „Wir machen weiter“
Palästinenser im weitgehend isolierten Gazastreifen ließen ihrer Wut freien Lauf: „Selbst wenn die Hälfte der Bevölkerung stirbt, ist es uns egal“, sagte etwa der 31-jährige Bilal Fasayfes. „Wir machen weiter, damit die andere Hälfte in Würde leben kann.“
Israel wirft der im Gazastreifen herrschenden Hamas vor, die Proteste zu Anschlagsversuchen an der Grenze zu missbrauchen. Die Armee betont, sie schieße nur im Notfall und auch dann nur auf die Beine.
Dutzende Tote bei wochenlanger Protestwelle
Die israelische Armee hat die Zahl ihrer Soldaten an der Gaza-Grenze verdoppelt. Seit Ende März sind dort bei gewaltsamen Konfrontationen von Palästinensern und israelischen Soldaten 55 Palästinenser getötet und Tausende verletzt worden - die Opfer vom Montag noch nicht einberechnet.
Vor den nunmehrigen Massenprotesten im Gazastreifen hatte die israelische Armee am Montag Flugblätter über dem Palästinensergebiet am Mittelmeer abgeworfen. Darin wurden die Einwohner auf Arabisch davor gewarnt, sich dem Grenzzaun zu Israel zu nähern, ihn zu beschädigen oder Anschläge zu verüben.
Al-Kaida-Chef ruft zum Heiligen Krieg auf
Unmittelbar vor der Einweihung der US-Botschaft in Jerusalem hatte auch der Chef des Terrornetzwerks Al-Kaida, Ayman al-Zawahiri, Muslime zum Widerstand aufgerufen. Es sei nötig, die Feinde vereint mit einem Heiligen Krieg (Dschihad) zu bekämpfen, sagte Zawahiri in einem Video, das am Sonntagabend auf Propagandakanälen der Extremisten im Internet aufgetaucht war. Der Palästinensischen Autonomiebehörde warf er in der Botschaft vor, ein „Verkäufer Palästinas“ zu sein. Zudem rief er dazu auf, zu Waffen zu greifen.
Zawahiri warf zudem US-Präsident Trump vor, „das wahre Gesicht des modernen Kreuzzugs offenbart“ zu haben. Dieses zeige, dass „Beschwichtigungen“ nicht funktionierten, „sondern nur Widerstand“ durch „Dschihad“.
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