Kein Wort des Bedauerns kommt dem Alko-Kapitän über die Lippen, als er nach zehn Stunden Prozess das Wort ergreift: „Der Unfall am Wörthersee war nicht so, wie der Gutachter das behauptet. Das erschüttert mich.“ Sein Appell an den Richter, ihn freizusprechen, verhallt ungehört: zehn Monate Haft!
Es geht um ein Menschenleben, wie auch Staatsanwalt Christian Pirker betont. Ein 44-jähriger Familienvater aus Niederösterreich ist bei dem Motorbootunfall am Wörthersee ums Leben gekommen. Angeklagt sind sein Freund, ein gleichaltriger Manager, und der Bootsführer, ein junger Kärntner. Beide haben in dem langen Verfahren immer ihre Schuldlosigkeit beteuert. Beim Bootsführer klang das so: „Es tut mir so leid, was da passiert ist, aber ich habe nicht eingreifen können.“ Der Verteidiger des Managers dagegen, Alexander Todor-Kostic, rief zur Schlammschlacht gegen den Gutachter auf. „Unsachlich, falsch, ohne Kenntnis“, waren noch die höflichsten Formulierungen, die er für die Expertise des Schiffssachverständigen Hermann Steffan fand.
Doch Steffan blieb ungerührt bei seiner Version des Unglücks, das er mit Computermodellen im voll besetzten größten Klagenfurter Gerichtssaal präsentierte: Nein, es sei unmöglich, dass der Angeklagte, wie er behauptete, bei einem Eindrehmanöver - einem sogenannten Powerturn - mit über Bord gegangen wäre und gar nichts für den Unfall könne. Richter Mathias Polak, der sich das Hick-Hack um das Gerichtsgutachten sehr lange und ruhig anhörte, sorgte dann mit seinem klaren Urteil für Schrecksekunden bei den beiden Angeklagten: drei Monate bedingt für den Bootsführer - weil er doch hätte ein Leben retten können, hätte er den alkoholisierten Gast nicht ans Steuer gelassen. Und zehn Monate Haft für den Manager, der den Tod des Freundes zu verantworten habe. Er meldete sofort Berufung an; bei Rechtskraft muss er wohl mit einer Fußfessel rechnen.
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