Ein Einzelfall? Weit gefehlt, wie Elif Kahraman von der Caritas weiß: "70 Prozent der türkischen Ehen sind auch bei uns arrangiert. Die Mädchen sind psychischem Druck und Gewalt ausgesetzt." 15-Jährige werden nach der Schule in die Türkei gebracht und zwangsverheiratet - teils mit Männern, die ihre Väter sein könnten.
Menschenrechte werden mit Füßen getreten
Kahraman: "Die Familien wollen verhindern, dass die Mädchen ihre eigenen Wege gehen. Viele Türken sind hierzulande konservativer als zu Hause." Gründe für Zwangsheiraten sind auch das "Kopfgeld", das Braut-Eltern erhalten, sowie bessere Einreisemöglichkeiten für den Bräutigam nach Österreich.
Die Caritas-Mitarbeiterin weiß von einer 16-Jährigen, die in Graz schwanger geworden war. Man brachte sie in die Türkei zur Zwangsabtreibung, ließ ihre Jungfräulichkeit rekonstruieren und verheiratete sie mit einem 47-Jährigen. Betroffen sind von ähnlichen Praktiken neben türkischen auch Mädchen aus Afghanistan oder Tschetschenien.
"Freiheitsstrafen bis zu zehn Jahren"
Der Grazer Nationalrat Bernd Schönegger (ÖVP) ortet krasse Mängel in der Gesetzgebung: "In Deutschland wird über ein neues Gesetz debattiert, das Freiheitsstrafen bis zu zehn Jahren ermöglicht. Darüber sollten auch wir reden."
Kommentar
Zur Praxis der arrangierten Ehen bzw. Zwangsehen unter einem Gutteil der 3.600 in Graz lebenden Türken fällt einem nur ein Attribut ein: menschenverachtend! Mitten unter uns, mitten in Graz, werden Mädchen, die sich nicht wehren können, die psychisch und physisch massiv unter Druck gesetzt werden, mit 15, 16 Jahren regelrecht versklavt. Diese "Tradition" (mit Religion haben Zwangsehen nämlich überhaupt nichts zu tun), verdient keinen Funken Verständnis! Man muss es klar und deutlich aussprechen: Wer als Zuwanderer in Österreich leben will, sollte sich schleunigst von solchen Praktiken verabschieden!
von Gerald Richter ("Steirerkrone") und steirerkrone.at
Symbolbild
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