Das weltweite Bienensterben ist spätestens seit dem Dokumentarfilm „More Than Honey“ des Schweizer Regisseurs Markus Imhoof ins Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit gerückt und wird seither intensiv diskutiert. Jahr für Jahr liest man erschreckede Bilanzen, wie viel Prozent der Bienenvölker in den einzelnen Bundesländern über die Wintermonate verendet sind. Die Gründe sind vielfältig: Klimawandel, die Varroamilbe, industrialisierte Landwirtschaft und der Einsatz von Pestiziden. Die Imker spielen bei der Rettung der Bienen und damit im weitesten Sinn der Menschheit eine große Rolle. So auch der Wiener Matthias Pichler (40), der nun mit einem Crowdfunding-Projekt möglichst viele Interessenten zu „virtuellen Imkern“ machen möchte. Die Idee dahinter: Wer in sein Familienunternehmen investiert, bekommt naturnahen Bio-Honig direkt vom Erzeuger und hilft gleichzeitig bei der Vermehrung der Bienenvölker.
„Im Zuge dieser kooperativen Landwirtschaft, bei der mehrere private Haushalte die Jahr für Jahr exakt kalkulierten Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs tragen, bekommen die Unterstützer natürlich ihren Anteil am Ernteertrag“, erklärt Pichler, der 2012 seine ersten Bienenstöcke aufgestellt hat und nach einer vierjährigen Ausbildung zum Fachimker nun Chef eines Familienunternehmens mit Bienenstöcken in Wien und Niederösterreich ist, die Gründe, warum man gerade in sein Projekt investieren sollte. „Vom Produzenten ohne Umwege zum Verbraucher und dabei den Bienen helfen!“, bringt der Wiener im Gespräch mit krone.at sein Vorhaben auf den Punkt.
Erstes Projekt fand über Grenzen Österreichs hinaus Unterstützer
Der Chef von „Matt Bee Honey“ hat als Mindestziel bis Ende Mai 4600 Euro definiert. Das Maximalziel liegt bei 7600 Euro an. Und das Erreichen dieser Summe sei gar nicht so unrealistisch, denn sein erstes Crowdfunding-Projekt im Vorjahr habe seine Erwartungen bei Weitem übertroffen. Zahlreiche Spenden sind sogar aus Deutschland eingetroffen. Was mit dem Geld passiert? Wenn das Crowdfunding-Ziel erreicht wird, werden neue Bienenbehausungen und alles, was dazugehört, gekauft und für die Saison 2018 vorbereitet. Ende Mai 2018 können dann die bereits vorhandenen Bienenvölker geteilt und die Jungvölker in die neuen Behausungen einquartiert werden.
Ein wichtiges Standbein mit einer Bienenweide von 15.000 Quadratmetern hat „Matt Bee Honey“ in einem Gemeinschaftsgarten in Ulrichskirchen-Schleinbach (Niederösterreich). Dort sollen neben verschiedenen Bio-Blühmischungen als Futter auch vier Dufteschen gepflanzt werden. Da die Duftesche bis September blüht, könnte sie auch „die Rettung der heurigen Saison“ werden, die laut Pichler wegen des enorm warmen April und Mai heuer bereits so weit fortgeschritten sei, dass „wir schon jetzt sechs Wochen vor der Zeit liegen“. So blühen die Lindenbäume in Wien schon jetzt. Normalerweise ist das erst gegen Ende Juni der Fall. „Es wird ein spannendes Jahr“, meint der Wiener.
Spender können „Dirigenten“ eines „Bienenkonzerts“ werden
Auf der Crowdfunding-Plattform startnext.com findet man die Spendenvarianten, die jeweils mit einem besonderen Dankeschön belohnt werden. Ab zehn Euro ist man dabei. Mit 170 Euro kann man sogar „Dirigent“ eines „Bienenkonzerts“ werden. So viel kostet nämlich eine Duftesche, die, wenn sie umringt ist von Tausenden Bienen, eine „beeindruckende Klangkulisse“ bietet, wie Pichler aus eigener Erfahrung weiß. Der „Baumpate“ darf sich sogar mit einem eigenen Spruch, der auf dem Baum montiert wird, verewigen. „Zu Konzertzeiten kann man dann vorbeikommen und es sich auf einer zwischen den Bäumen gespannten Hängematte gemütlich machen“, sagt Pichler.
Neben Ulrichskirchen-Schleinbach zählen auch Stammersdorf am Fuße des Bisambergs und der Prater zu den Einsatzgebieten des Imkers und seiner Bienen. Als wichtige Unterstützer seines Unternehmens nennt Pichler Magdas Hotel im zweiten Bezirk in Wien, auf dessen Dach zehn Bienestöcke stehen, und den Gemüsevertrieb Zeiler, der mit einer großzügigen Spende von 800 Euro die Aussaat von Bio-Bienenweiden im Gemeinschaftsgarten zum größten Teil abgesichert hat. Damit ist das Projekt bereits zur Hälfte abgesichert. Nun hofft Pichler, dass ähnlich viele Menschen ein Herz für Bienen haben wie im Vorjahr.
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