In Favelas gezerrt
„Express-Entführungen“ belasten Uni-Alltag in Rio
Eine der wichtigsten brasilianischen Universitäten klagt über eine Welle von „Express-Entführungen“ auf ihrem Campus. Zuletzt wurde an der Universität UFRJ in Rio de Janeiro am Montag eine Studentin am helllichten Tag von Kriminellen in ein Auto gedrängt und ausgeraubt.
Drei Tage zuvor waren zwei Professoren der Hochschule mit verbundenen Augen von bewaffneten Angreifern verschleppt und elf Stunden lang in den nahe gelegenen Favelas festgehalten worden. Die Gangster nahmen den Akademikern ihre Handys, ihr Auto und ihre Computer ab. Außerdem zwangen sie die beiden, die Geheimnummern ihrer Kreditkarten zu nennen, und kauften damit für umgerechnet 9000 Euro ein.
„Es ist wie russisches Roulette“
Die Uni brauche dringend weitere Sicherheitskräfte des Staates, erklärte die Hochschulleitung. Der Physiologieprofessor Celso Caruso Neves sagte, allein an seinem Institut seien im vergangenen Jahr sechs Menschen verschleppt worden: „Man wartet nur noch darauf, wann man selbst an der Reihe ist. Es ist wie russisches Roulette.“
Kriminalität nimmt zu
Nach den Olympischen Spielen in Rio vor zwei Jahren nimmt die Kriminalität in der Stadt wieder zu. Wegen der zunehmenden Gewalt unterzeichnete Präsident Michel Temer im Februar ein Dekret, das der Armee das Kommando über die Einsätze in der Stadt übertrug - eine umstrittene Premiere seit der Rückkehr Brasiliens zur Demokratie 1985.
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