Nach heftigen Vorwürfen wegen sexueller Übergriffe hat sich der US-Filmproduzent Harvey Weinstein am Freitag den Behörden in New York gestellt. Weinstein betrat am frühen Morgen (Ortszeit) in Begleitung von Anwälten ein Gebäude der New Yorker Polizei in Manhattan, wie in Fernsehübertragungen zu sehen war. Gegen den Ex-Mogul wird in 83 Fällen wegen sexueller Nötigung oder Belästigung und in sechs weiteren auch wegen Vergewaltigung ermittelt. Mehr als 100 Frauen, werfen ihm vor, sie sexuell belästigt oder vergewaltigt zu haben.
Seit Monaten laufen Ermittlungen gegen Weinstein nach Vorwürfen mehrerer Frauen wegen sexuellen Missbrauchs. Die Staatsanwaltschaft in Manhattan werde Anklage erheben, hieß es. Auch Behörden in London und Los Angeles ermitteln.
In Handschellen aus Polizeiwache geführt
Der 66-Jährige wurde zunächst von der Polizei festgenommen, anschließend einem Richter zur offiziellen Verlesung der Anklage vorgeführt und dann in Handschellen aus der Polizeiwache geführt. Dutzende Journalisten und Schaulustige standen vor dem Gebäude. In der kurzen Erklärung der Polizei hieß es, Weinstein sei „festgenommen, erkennungsdienstlich behandelt und der Vergewaltigung, krimineller sexueller Handlungen, des sexuellen Missbrauchs und sexuellen Fehlverhaltens in zwei verschiedene Frauen betreffenden Fällen beschuldigt“ worden. Mehr als 100 Frauen, unter ihnen zahlreiche Stars, werfen dem 66-Jährigen vor, sie sexuell belästigt oder sogar vergewaltigt zu haben.
Kaution hinterlegt, Reisepass abgegeben
US-Berichten zufolge wurden Weinsteins Kautionsbedingungen schon im Voraus festgelegt. Demnach werde er eine Million Dollar (rund 850.000 Euro) hinterlegen und sich zudem verpflichten, ein Überwachungsgerät wie etwa eine Fußfessel zu tragen. Seine Reise- und Bewegungsfreiheit werde eingeschränkt, seinen Pass müsse der Ex-Filmmogul abgeben, hieß es.
Ermittlungen auf Bundesebene ausgeweitet
Zuvor war bekannt geworden, dass die Ermittlungen gegen Weinstein in den USA auf Bundesebene ausgeweitet worden waren. Die Ermittler wollen unter anderem herausfinden, ob der 66-Jährige etwa Frauen dazu gebracht hat, über Staatsgrenzen hinweg zu reisen, um sie belästigen zu können. Laut „New York Times“ wird auch untersucht, ob Weinstein gegen das Anti-Stalking-Gesetz verstoßen hat, etwa um Opfer einzuschüchtern.
Frau ließ sich scheiden, aus Firma entlassen
Der einst einflussreiche Filmproduzent hat Fehlverhalten eingeräumt, bisher aber Vorwürfe von nicht-einvernehmlichem Sex zurückgewiesen. Die von ihm gegründete Filmfirma hatte Weinstein nach Bekanntwerden der Vorwürfe im Oktober 2017 entlassen, seine Frau Georgina Chapman (Bild unten) hat sich inzwischen von ihm scheiden lassen.
Seit Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe gegen Weinstein wirbeln immer mehr Vorwürfe gegen prominente Filmschaffende die Unterhaltungsbranche auf. Eine unter den Schlagworten #MeToo und #TimesUp bekannt gewordene Bewegung entstand, die sich in weitere Branchen und Länder ausbreitete.
Auch Vorwürfe gegen andere Filmstars
Nach Weinstein wurden in den USA unter anderem auch Regisseur James Toback, „House of Cards“-Star Kevin Spacey, Oscar-Preisträger Dustin Hoffman und „Rush Hour“-Regisseur Brett Ratner mit Vorwürfen wegen sexueller Belästigung und Machtmissbrauchs konfrontiert. Am Donnerstag waren auch Vorwürfe gegen Oscar-Preisträger Morgan Freeman bekannt geworden.
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