Nach einer Welle der Empörung in den USA kommt das umstrittene Videospiel „Active Shooter“, wo ein Schulmassaker simuliert wird, nun doch nicht auf den Markt. Das US-Softwareunternehmen Valve Corp. begründete die Entscheidung mit unlauterem Geschäftsgebaren der Firma Revived Games, die das Spiel entwickelt hatte. Das Computerspiel sollte ursprünglich am 6. Juni auf den Markt kommen.
Politiker und Eltern von Opfern der häufigen Schusswaffenangriffe an US-Schulen hatten das Spiel scharf verurteilt. Knapp 200.000 Menschen forderten in einer Petition auf der Website Change.org, Valve solle auf „Active Shooter“ verzichten. Valve wollte das Spiel ursprünglich zum Preis von fünf bis zehn Dollar (4,33 bis 8,65 Euro) verkaufen.
Vater von Terroropfer über Spielestopp: „Wow, das ist eine tolle Nachricht!“
Fred Guttenberg, dessen 14-jährige Tochter Jaime im Februar bei dem Schulmassaker in Parkland im US-Bundesstaat Florida getötet worden war, reagierte erleichtert auf den Stopp des Spiels. „Wow, das ist eine tolle Nachricht!!!“, schrieb er auf Twitter. „Ich habe viele schreckliche Dinge gesehen und gehört, seit meine Tochter Opfer einer Schulschießerei wurde und nun im echten Leben tot ist“, hatte Guttenberg das Spiel vor dessen Verkaufsstopp kommentiert. „Die Wut von jedem, der sich um die Sicherheit in Schulen und in der Öffentlichkeit kümmert“, solle Valve treffen.
„Widerwärtig, Profit aus Tragödien zu schlagen“
Auch Ryan Petty, dessen 14-jährige Tochter Alaina ebenfalls in Parkland erschossen worden war, hatte das Spiel scharf kritisiert. „Es ist widerwärtig, dass Valve Corp. versucht, Profit aus der Glorifizierung von Tragödien zu schlagen, die unsere Schulen überall im Land betreffen“, schrieb Petty auf Facebook. In den USA gibt es immer wieder Schusswaffenangriffe in Schulen. Ein 19-Jähriger hatte am Valentinstag ein Schulmassaker in Parkland angerichtet. An einer Schule im texanischen Santa Fe erschoss ein 17-Jähriger vor knapp zwei Wochen zehn Menschen.
Werbetrailer des Spiels endet mit Bildern von Leichen
In einem Werbefilm auf der Website von Steam, dem Digitalvermarkter von Valve, steckt der Spieler zunächst in der Rolle eines Spezialkommando-Mitglieds, das in einer Schule nach einem Schützen sucht. Dann wird die Perspektive des wild um sich schießenden Täters eingenommen. Der Trailer endet mit Bildern von auf dem Boden liegenden Leichen, wobei die Zahl der getöteten Zivilisten und Polizisten gezählt wird.
Softwarefirma schweigt über Inhalt des Spiels
Valve begründete den Verkaufsstopp damit, dass der hinter Revived Games und der damit verbundenen Verlagsfirma Acid steckende Unternehmer sich des Verstoßes gegen Verbraucher- und Urheberrechte schuldig gemacht und Rezensionen im Internet manipuliert habe. Mit derartigen Leuten wolle Valve „keine Geschäfte machen“. Auf den Inhalt von „Active Shooter“ ging Valve hingegen in der Mitteilung nicht ein. Die Firma wolle sich bald mit dem „breiteren Thema der Richtlinien für Inhalte“ seines Digitalvermarkters Steam befassen, kündigte Valve aber an. Revived Games hatte zuvor als Reaktion auf die Kritik erklärt, „Active Shooter“ sei „ausschließlich zu Unterhaltungszwecken und Simulation gedacht“. „Revived Games glaubt, dass Gewalt und unangemessenes Verhalten in Videospiele und nicht in die reale Welt gehören“, hieß es weiter.
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