"Absolut abstrus", nennt der Linzer Erste Oberstaatsanwalt Friedrich Hintersteininger die Auswüchse des Gutachterstreits um jenen Heizlüfter "Fakir", der am 11. November 2000 in der "Kitzsteingams" das Tunnel-Inferno ausgelöst hat. Bei dem Unglück kamen auch 44 Oberösterreicher ums Leben – darunter 32 allein aus Wels.
Produktionsfehler?
Der Lüfter sei in Brand geraten, weil Hydrauliköl aus einer Plastikleitung hineingeflossen wäre und wie ein Flammenwerfer gewirkt hätte, meinte der erste Sachverständige, der daraufhin kritisiert, psychiatriert – und ausrangiert wurde.
Vier weitere österreichische Gerichtsgutachter fanden dann keine lecke Leitung, sondern nur Konstruktions- und Produktionsfehler der deutschen Heizlüfter-Hersteller.
Deutsche Experten zeigten deshalb österreichische Kollegen an: Die Vorwürfe wurden in Linz genau geprüft, die Verfahren von Oberstaatsanwaltschaft und Justizministerium kürzlich eingestellt. Obwohl Ex-Ressortchefin Maria Berger da schon als EU-Richterin in Brüssel saß, gehört sie laut Strafanzeige noch zu jener "kriminellen Vereinigung, die vorsätzlich, betrügerisch und amtsmissbräuchlich" die wahren Schuldigen mit den falschen Gutachten reinwaschen wolle.
"Reines Gewissen"
"Man nimmt uns die Ehre in einer Form, die erschütternd ist", sagte dazu ebenso betroffen wie bestürzt der Linzer Oberstaatsanwalt Hintersteiniger: "Alle, die diesen Fall beurteilt haben, sind keine Verbrecher und haben ein reines Gewissen." Und: "Widersprüchliche Expertenmeinungen müssen wir hinnehmen."
Doch der Wiener Rechtsanwalt Podosvnik verlangt für 80 Hinterbliebene eine Wiederaufnahme des Kaprun-Prozesses gegen die 16 Freigesprochenen: "Sonst gehen wir vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte."
von Richard Schmitt, Kronen Zeitung
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