Alles über H1N1

Grazer Experte gab Antwort auf Fragen zur Neuen Grippe

Steiermark
18.11.2009 15:19
Zum Verschnaufen ist er nicht gekommen, fast nicht einmal zum Luftholen – Prof. Egon Marth (Bild), Vorstand des Hygieneinstituts in Graz, war am Mittwoch ein äußerst gefragter Mann! Bei der Telefonstunde in der "Steirerkrone"-Redaktion liefen die Drähte heiß – eine Vielzahl an Steirern wollte alles zur Neuen Grippe und zur Impfung wissen. Ein Auszug.

Anrufer: Herr Prof. Marth, soll man sich wirklich impfen lassen?
Prof. Egon Marth: Diese Frage muss jeder für sich beantworten, ich habe sie für mich mit Ja beantwortet. Ganz einfach, weil ich keine Lust hätte, lange krank im Bett zu liegen.

Anrufer: Die Nebenwirkungen der Impfung sollen ja massiv sein?
Marth: Der Impfstoff, den wir in Österreich haben, ist einer, der wenige Nebenwirkungen hat. Wenn überhaupt, dann Kopfweh, ein bissl Übelkeit, eine Rötung an der Einstichstelle, vielleicht ein bis zwei Tage lang. Wirft man das gegen den Nutzen in die Waagschale, dann schlägt die Waage massiv zugunsten der Impfung aus.

Anrufer: An der Impfung sind aber auch schon Menschen gestorben?
Marth: Ein Mensch hatte einen Herzinfarkt nach der Impfung. Doch glauben Sie mir, das Mittel löst ganz sicher keinen Herzanfall aus. Und das war in Deutschland, da ist der Impfstoff anders!"

Anrufer: Inwiefern ist in Deutschland der Impfstoff anders?
Marth: Wir haben einen sehr reinen Impfstoff, der gut vertragen wird. Der in Deutschland hat einen Zusatz drin – und der macht Probleme.

Anrufer: Die Pharmalobby will uns ja nur Angst einjagen. Die Neue Grippe ist harmlos!
Marth: Es kommt darauf an, wie sie sich entwickelt. Die Neue Grippe ist schnell ansteckend, die Vogelgrippe zum Beispiel höchst gefährlich. Wenn sich diese beiden verbinden sollten, haben wir eine ganz gefährliche, leicht übertragbare Grippe. Das wäre dann der Supergau.

Anrufer: Würde in dem Fall die Impfung überhaupt helfen?
Marth: Auf jeden Fall.

Anrufer: Herr Professor – was ist eigentlich so schlimm daran, einmal eine Woche lang krank im Bett zu liegen und den Körper die Krankheit selbst auskurieren zu lassen?
Marth: Gar nichts, wenn die Grippe harmlos verläuft - mit Fieber, Durchfall, Gliederschmerzen. Das Problem ist, dass die Neue Grippe gerne Lungenzellen befällt und man mitunter schwere Lungenentzündung bekommen kann. Das kann an der Herz-Lungenmaschine enden. Und die Rate dafür ist mit zirka 7 Prozent hoch.

Anrufer: Schützt der Impfstoff zu hundert Prozent?
Marth: In der Medizin ist nur der Tod 100-prozentig. Aber der Impfstoff bietet hohen Schutz.

Anrufer: Ich bin schwanger, soll ich mich impfen lassen?
Marth: Auf jeden Fall! Die Schwangeren haben das höchste Risiko. Der Fötus hat dann auch Schutz.

Anrufer: Ich bin 74 Jahre alt – raten Sie mir da zur Impfung?
Marth: Nicht unbedingt. Es zeigt sich nämlich, dass jene, die vor 1957 geboren wurden, ein geringeres Risiko haben. Denn: Bis '57 wirkte der Virus von 1918 nach, die Älteren hatten also schon Kontakt damit. Der war sehr ähnlich dem Neue-Grippe-Virus – und hat weltweit 100 Millionen Todesopfer gefordert

Anrufer: Wie ist Ihre Prognose zur Neuen Grippe?
Marth: Wir sind am Beginn der zweiten Welle, der Gipfel kommt im Jänner, Februar. Dann ebbt das ab und verschwindet im Frühjahr. Im Herbst kommt die Grippe wieder.

Anrufer: Mit wie vielen Erkrankten rechnen Sie österreichweit?
Marth: Mit bis zu einer Million. Tödlicher Verlauf in 0,1 bis 0,2 Prozent der Fälle.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Steiermark



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt