Deutschland droht nach Ansicht der EU-Rechnungsprüfer beim Internet-Ausbau in den kommenden Jahren den Anschluss zu verlieren und auch in Österreich könnte sich schnelles Internet trotz guter Verfügbarkeit schneller verbreiten. Das ergab ein Bericht des Europäischen Rechnungshofs, der in Brüssel vorgestellt wurde.
Das EU-weite Ziel, bis 2025 flächendeckend Geschwindigkeiten von bis zu einem Gigabit pro Sekunde zu ermöglichen, sei in Deutschland mit den aktuell genutzten Technologien „wahrscheinlich nicht zu verwirklichen“, hieß es. In Österreich ist mit ähnlichen Problemen zu rechnen, wir sind beim Glasfaserausbau laut jüngsten Studien sogar EU-Schlusslicht.
Wenig Luft nach oben bei „Vectoring“
Schuld sei die sogenannte „Vectoring“-Technologie, mit der auch über die alten Telefonleitungen aus Kupfer mittlerweile Geschwindigkeiten von 50 bis 100 Megabit (Mbit) pro Sekunde erreicht werden - deutlich kostengünstiger als mit neu verlegter Glasfaser, aber mit wenig Luft nach oben.
Bis jetzt liegt Deutschland beim Breitband-Ausbau im EU-Mittelfeld: 84 Prozent der Haushalte hatten deutschlandweit 2017 Zugang zu schnellem DSL mit über 30 Mbit pro Sekunde, darunter etwa jeder zweite Haushalt auf dem Land. Europaweit stieg der Anteil der Haushalte mit Zugang zu schnellen Breitbanddiensten über 30 Mbit pro Sekunde von 48 Prozent im Jahr 2011 auf 80 Prozent 2017.
Österreich: Gute Versorgung, wenige 100-Mbit-Kunden
In Österreich ist laut dem auf der EU-Rechnungshof-Website zugänglichen Bericht ein interessantes Phänomen zu beobachten: Beim Versorgungsgrad mit schnellem Internet mit mehr als 30 Mbit liegt Österreich mit rund 90 Prozent im guten europäischen Mittelfeld. Bei der Zahl der schnellen Anschlüsse mit 100 Megabit und mehr - die EU möchte hier bis 2020 einen Versorgungsgrad von 50 Prozent erreichen - bekleiden wir aber nur den fünftletzten Platz in der EU, nur rund fünf Prozent der Vertragsabschlüsse fallen in diese Kategorie.
Mögliche Gründe für dieses Missverhältnis: Gerade im ländlichen Raum, wo viele User auf das DSL-Netz von A1 angewiesen sind, sind hohe Internetgeschwindigkeiten oft nur in der Nähe der Verteilerinfrastruktur zu erzielen und zudem deutlich teurer als langsamere Anschlüsse. Während ein 20-Mbit-Anschluss bei A1 27 Euro monatlich kostet, werden für bis zu 150 Megabit - wenn sie am jeweiligen Standort erzielbar sind - 60 Euro monatlich fällig. Der momentan populärste Tarif ist laut A1-Website einer, bei dem günstigstenfalls 40 Megabit Speed für 33 Euro pro Monat geboten werden.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.