Die Hälfte der Grazer Moscheen steht unter Radikalen-Verdacht. Nach der Schließung von sieben Moscheen durch den Bund, fordert die schwarz-blaue Grazer Stadtregierung nun auch ein konsequentes Vorgehen in der steirischen Landeshauptstadt.
Der Bund schließt sieben Moscheen - eine steirische Moschee ist, vorerst, nicht dabei. Das erstaunt einigermaßen, gilt Graz doch als eine der Islamisten-Hochburgen Österreichs. Laut Exekutive steht sogar die Hälfte der etwa 20 Grazer Moscheen (die Zahl schwankt immer wieder leicht) unter Radikalenverdacht und damit unter genauer Beobachtung. Die schwarz-blaue Grazer Stadtregierung fordert darum auch ein konsequentes Vorgehen in Graz.
Große Moscheen-Studie in Graz läuft
Betroffen von den Schließungen sind in Österreich vor allem Moscheen der Arabischen Kultusgemeinde - davon gibt es in Graz nur eine. Die wirklichen Probleme in der steirischen Landeshauptstadt liegen offenbar anderswo, etwa in von Tschetschenen geprägten Gebetshäusern.
Aktuell läuft in Graz eine große Studie, die die Glaubenspraxis in den Moscheen untersucht - und zwar querbeet. Die Moscheen werden in der Regel ja streng nach Herkunftsländern getrennt frequentiert. Diese Studie soll als Basis für das weitere Vorgehen dienen und so rasch als möglich (bis Ende 2018) abgeschlossen sein.
Eindeutig Handlungsbedarf
Der Grazer VP-Sozialstadtrat Kurt Hohensinner sieht dringenden Handlungsbedarf: „Für mich ist ganz klar, dass wir auch in der Stadt Graz ein Problem mit dem radikalen bzw. dem politischen Islam haben. Wir müssen gemeinsam mit dem Bund dagegen vorgehen.“ Hohensinner weiter: „Ich fordere vom Kultusamt ein, in Graz alle Möglichkeiten zu prüfen und auszuschöpfen. Ich spreche mich vehement dafür aus, in Graz noch viel genauer hinzuschauen als bisher.“
Der Grazer FP-Vize-Bürgermeister Mario Eustacchio ortet ebenfalls Handlungsbedarf: „Wir haben in Graz massive Probleme mit radikalen Tendenzen in Moscheen. Das ist das traurige Ergebnis der Beschwichtigungspolitik der vergangenen Jahre. Wir müssen uns dem noch viel entschiedener entgegenstellen. Nur wenn wir konsequent handeln, nimmt man uns auch ernst.“
Von Graz in den Krieg - und wieder retour
Es ist mittlerweile erwiesen, dass in mehreren Grazer Moscheen jahrelang Kämpfer für den sogenannten islamischen Staat rekrutiert worden sind. Polizei-Insider schätzen, dass ein gutes Dutzend dieser IS-Kämpfer zurückgekehrt ist und wieder in Graz lebt. Fünf Dschihadisten mit engem Graz-Bezug sitzen im Gefängnis - mit zum Teil langen Haftstrafen.
Diese Verurteilungen fußten nicht zuletzt auf den Erkenntnissen aus großen Razzien (auch in Wien und Linz) in den Jahren 2014. Die Grazer Islamisten-Szene galt ja schon damals als brandgefährlich. Im Visier waren dabei vor allem zwei Grazer Moscheen - die Furkan-Moschee in der Herrgottwiesgasse und die Tawhid-Moschee auf dem Lendplatz. Letztere wurde geschlossen; deren Nachfolger befindet sich mittlerweile auch in der Herrgottwiesgasse.
Nach Erkenntnissen der Exekutive gingen in mehreren Grazer Moscheen Mitglieder von Al Kaida, IS-Kämpfer und radikale Salafisten, etwas salopp formuliert, ein und aus…
Auch Obersteiermark mit Islamisten-Problemen
Radikale Tendenzen sind aber nicht mehr nur in Graz ein sehr ernstzunehmendes Problem - auch in Liezen und Leoben hat sich offenbar eine radikale Szene herausgebildet. Für die Polizei ist diese Region verstärkt in den Fokus gerückt.
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