Besuch in Yad Vashem

Kurz: „Österreich weiß um Holocaust-Verantwortung“

Österreich
10.06.2018 14:00

Bundeskanzler Sebastian Kurz hat seinen dreitägigen Besuch in Israel angetreten, um die bilateralen Beziehungen, die wegen des israelischen Boykotts der FPÖ-Minister in der Bundesregierung in Mitleidenschaft gezogen wurden, zu intensivieren. Bei einem Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem betonte Kurz die Verantwortung Österreichs für den Holocaust. „Österreich und die Österreicher tragen die schwere Verantwortung für die schrecklichen und beschämenden Verbrechen, die in der Shoah begangen wurden“, sagte der Kanzler in einer Ansprache am Sonntagvormittag.

„Wir Österreicher wissen, dass wir für unsere Geschichte verantwortlich sind“, sagte Kurz. Er betonte die Verpflichtung, dass die Shoah nie wieder geschehen dürfe und dass die künftigen Generationen diese schrecklichen Verbrechen nicht vergessen.

Kurz sprach im Zuge seiner dreitägigen Israel-Reise in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem (Bild: ABIR SULTAN)
Kurz sprach im Zuge seiner dreitägigen Israel-Reise in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem

Anlass für den Besuch von Kurz in Israel ist das Gedenkjahr 1938/2018, er wird von Bildungsminister Heinz Faßmann (ebenfalls ÖVP) begleitet. Die erste Station der gemeinsamen Reise war Yad Vashem.

(Bild: APA/ROBERT JAEGER)

Österreich beteiligt sich mit einer Million Euro an neuem Forschungszentrum
Die Republik Österreich will sich mit einer Million Euro am geplanten Bau eines neuen Shoah Heritage Collections Centers beteiligen. Dieses neue Zentrum, das zusätzliche Lager- und Konservierungslabors für Artefakte, Kunstwerke und Dokumentationen aus der Zeit des Holocaust bieten wird, soll einen wichtigen Beitrag zur fortgesetzten Erforschung des Holocaust leisten.

(Bild: AP)

Kurz und der Yad-Vashem-Vorsitzende Avner Shalev unterzeichneten ein Grundsatzabkommen, das Yad Vashem den Zugang zum Österreichischen Staatsarchiv und der Mauthausen-Gedenkstätte ermöglicht. Shalev und Faßmann unterzeichneten ein Abkommen, das Hunderten Lehrenden die Möglichkeit bieten soll, an Schulungen in Yad Vashem teilzunehmen.

Deborah Hartmann von der International School of Holocaust Studies, die Kurz und seine Delegation durch Yad Vashem führte, erinnerte den Bundeskanzler auch an seine Verantwortung für die Zukunft. Sie kritisierte, dass es in Kurz‘ Koalitionspartner FPÖ noch immer Politiker gebe, „denen man erklären muss, was die Shoah war, von welcher Katastrophe wir eigentlich sprechen“. Sie sprach von 30 antisemitistischen Vorfällen in der FPÖ.

Juni 2018: Kurz im Tal der Gemeinden in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem (Bild: APA/ROBERT JAEGER)
Juni 2018: Kurz im Tal der Gemeinden in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem
Bundeskanzler Sebastian Kurz und ein Holocaust-Überlebender im Tal der Gemeinden (Bild: APA/ROBERT JAEGER)
Bundeskanzler Sebastian Kurz und ein Holocaust-Überlebender im Tal der Gemeinden

IKG-Chef Deutsch sprang Bundeskanzler zur Seite
Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), Oskar Deutsch, sprang zur Verteidigung von Kurz ein. Der Bundeskanzler sei „der Garant dafür“, gegen alles, was mit Antisemitismus zu tun habe, zu arbeiten, betonte Deutsch.

Der Besuch von Kurz in Yad Vashem wurde nun doch von österreichischen Gedenkdienstleistenden begleitet. Der Verein Gedenkdienst hatte zuvor mit einem Boykott gedroht, um darauf aufmerksam zu machen, dass der Verein „ausgehungert“ werde, wie die Organisation mitgeteilt hatte. Nach diesem Aufruf wurde am Sonntag angekündigt, dass es nun Gespräche mit der Regierung gebe.

Kanzler Kurz und der Holocaust-Überlebende Victor Klein legten in Yad Vashem gemeinsam einen Kranz nieder. (Bild: AP)
Kanzler Kurz und der Holocaust-Überlebende Victor Klein legten in Yad Vashem gemeinsam einen Kranz nieder.

Im Anschluss an Yad Vashem besichtigte Kurz das Herzl-Museum zu Ehren des Begründers des politischen Zionismus, Theodor Herzl (1860-1904). Zudem wurde am Grab des ehemaligen israelischen Präsidenten Shimon Peres ein Kranz niedergelegt.

Auch die Besichtigung der Max Rayne Hand in Hand School der Jerusalem Foundation stand auf dem Programm. Die 1998 gegründete Schule ist die einzige weltweit, in der Hebräisch und Arabisch sprechende Kinder vom Kindergarten bis zum Schulabschluss gemeinsam unterrichtet werden.

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