Aufgeheizte Stimmung vor den Parlamentswahlen in der Türkei Ende Juni. Auch in Österreich sind 100.000 Bürger wahlberechtigt. Bei einem Lokalaugenschein vor dem türkischen Generalkonsulat in Wien-Hietzing, einem der drei Wahllokale, in dem die österreichischen Auslandstürken bereits abstimmen können, drohten Mitarbeiter der Auslandsvertretung krone.at mit einer Anzeige.
Ganze Kolonnen von Autos bringen Wähler an die Urnen, manche parken auf einem Behindertenparkplatz.
Einige trauen sich, vor der Kamera über Erdogan zu sprechen
Die einen hoffen auf eine neue Führung in Ankara, die anderen fühlen sich verbunden mit einem umstrittenen Regime. Wenige wollen vor der Kamera über die Wahl sprechen. Einige trauen sich trotzdem: „Das System von Herrn Erdogan ist eine Diktatur, und für die nächste Generation möchte ich Freiheit in der Türkei haben“, sagt ein junger Mann. Ein Vater mit Kind auf den Schultern meint: „Erdogan hat viel geleistet und viel gemacht. Wieso sollten wir einen, der viel arbeitet und fleißig ist, durch jemanden anderen ersetzen? Was hat die alte Regierung gemacht? Nichts!“ „Wir wollen nicht wie Iran oder Saudi-Arabien enden“, meint ein älterer Herr.
„Es reicht jetzt, Sie belästigen die Menschen hier“
Nach einer Unterhaltung mit einem kurdischen Mann flüstert einer der drei Konsulatsmitarbeiter unserem Gesprächspartner etwas ins Ohr. Er wolle wissen, worüber geredet und was gefragt wird. Auch während der Interviews greifen sie in die Dreharbeiten von krone.at ein. „Es reicht jetzt, Sie belästigen die Menschen hier“, meint ein Mitarbeiter im Vorbeigehen, auf Englisch.
Kurze Zeit später droht die Situation zu eskalieren. Ein weiterer Bediensteter sucht mit krone.at das Gespräch und stellt sich als Vizekonsul vor. „Wenn Sie hier länger bleiben, sehen wir uns gezwungen, Anzeige zu erstatten“, so der Mann. Drohen wolle man uns damit aber nicht.
Ein Blick zur türkischen Vertretung in Wien am Sonntagnachmittag: Wieder karren Autobusse Wähler direkt zur Urne. Wieder formiert sich eine Menschenschlange. Wieder kann gewählt werden.
Erdogan mobilisiert seine Wähler auch in Österreich
Seit Wochen mobilisiert der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan seine Wähler nicht nur in der Türkei, sondern auch im Ausland: „Gebt von Deutschland, Belgien, Österreich, den Niederlanden aus eine Antwort, die überall in Europa gehört werden kann.“ Die Wahl findet am 24. Juni statt.
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