Die unabhängige Klasnic-Kommission sprach den österreichischen Skiverband von den Vorwürfen frei. Von einem „Fall aus dem Jahr 2005“ sei keine Rede, auch Anschuldigungen aus den 70er- und 80er-Jahren seien „nur“ anonym. Bis jetzt nannte Nicola Werdenigg keine Namen.
Machtmissbrauch, systematische sexualisierte Übergriffe! Über Österreichs Skiverband ergoss sich im letzten halben Jahr eine „Lawine“ an Vorwürfen. Losgetreten von der Ex-Rennläuferin Nicola Werdenigg. Die nicht nur von einem ihr widerfahrenen Missbrauch in den 70er-Jahren erzählt hatte. Sondern in der „ZIB 2“ auch von einem Fall aus dem Jahr 2005. Von dem, wie sie meinte, Ski-Präsident Peter Schröcksnadel eigentlich gewusst haben müsste.
Auch ohne Namensnennung war es für Schröcksnadel ein Anlass, alles ganz genau zu untersuchen. Jetzt präsentierte die von der ehemaligen steirischen Landeshauptfrau und heutigen Opferschutzanwältin Waltraud Klasnic geleitete unabhängige Kommission die genauen Ergebnisse dieser Untersuchungen. Was die „Causa 2005“ betrifft, wegen der auch die Staatsanwaltschaft Innsbruck ermittelt hatte, konnte dabei nicht ein Vorfall ausfindig gemacht werden. Der Vorwurf erwies sich also als völlig aus der Luft gegriffen.
Und Schröcksnadel stellt unmissverständlich weiters klar: „Es gibt auch keinerlei Erhebungen der Staatsanwaltschaft gegen Funktionäre, Trainer oder sonstige Betreuer des Skiverbandes!“
Sogar weniger Fälle sexueller Belästigung
Was bleibt, sind Fragen über Fragen. Hatte Werdenigg falsche Informationen? Oder hat sie einfach etwas erfunden, also gar gelogen? Die sogenannte Klasnic-Kommission kam zu einem Ergebnis, das den von der Ex-Rennläuferin erhobenen Vorwürfen mehr als nur eindeutig widerspricht.
O-Ton aus dem ausführlichen Abschlussbericht: „Sexuelle Belästigung kommt im Skiverband im Vergleich zu Unternehmen analoger Größenordnung deutlich weniger vor.“ Auch für Schüler an den mit dem ÖSV kooperierenden Schulen und Internaten gäbe es demnach kein erhöhtes Risiko, Opfer von Gewalt zu werden.
Insgesamt ging die Kommission mit namhaften Experten wie Psychiater Reinhard Haller im Team 130 Anrufen und 90 E-Mails nach. Viele betrafen Missstände in den 70er- und 80er-Jahren, auch abseits des Skisports. Allerdings blieb es bei anonymen Anschuldigungen. Und auch Werdenigg nannte gegenüber der Kommission weiterhin nicht die Namen ihres oder ihrer Peiniger.
Zwei Fälle aus der jüngeren Vergangenheit
Zwei Fälle aus der jüngeren Vergangenheit wurden behandelt. Einer eines Aushilfsmasseurs bei den Nordischen, der zwei Athletinnen unsittlich berührt hat und damals sofort entlassen wurde. Sowie der ohnehin bereits bekannte des Trainers der Skihandelsschule Schladming, der suspendiert und bereits in erster Instanz verurteilt wurde, nachdem er einen 15-jährigen Schützling belästigt hatte.
Im Alpin-Lager des Verbandes, das immer Ziel der Werdenigg-Vorwürfe war, konnte in den letzten 20 Jahren jedoch kein einziger Vorfall gefunden werden. Nicola Werdenigg warf dem Skiverband ein System vor, das Missbrauch und sexualisierte Gewalt fördert. Die Ergebnisse der Kommissionen widerlegen das. Annemarie Moser-Pröll wehrte sich von Beginn an gegen die Vorwürfe - auch gegen jene gegen die Skilegende Toni Sailer.
Kein Vertrauen in Kommission - deshalb keine Namensnennung
In der „ZiB 2“ am Mittwochabend nannte Werdenigg erstmals einen Grund, warum sie keine genaueren Angaben zu den von ihr erhobenen Missbrauchsvorwürfen macht. Sie habe kein Vertrauen in die Kommission gehabt, erklärte die Ex-Rennläuferin im Gespräch mit Moderator Armin Wolf. Deshalb halte sie die Verdächtigen anonym.
Alex Hofstetter und Anja Richter, Kronen Zeitung/krone.at
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