Mit 106 Flüchtlingen
NGO-Schiff Aquarius in Spanien eingetroffen
Das vor einer Woche von Italien und Malta abgewiesene Seenot-Rettungsschiff Aquarius ist in Spanien eingetroffen. Mit 106 Flüchtlingen an Bord fuhr die Aquarius am Sonntag kurz vor 11 Uhr in den Hafen der ostspanischen Stadt Valencia ein.
Italien und Malta hatten sich geweigert, die Aquarius anlegen zu lassen, und damit eine neue Krise in der EU-Flüchtlingspolitik ausgelöst. Schließlich hatte sich Spanien bereit erklärt, die Menschen ins Land zu lassen.
Zuerst traf am Sonntagmorgen das italienische Marineschiff Dattilo mit 274 Menschen in Valencia ein. Als das Schiff am Hafen anlegte, war an Bord Applaus zu hören. Die Aquarius, auf der sich 106 Flüchtlinge befanden, und das italienische Marineschiff Orione, auf dem sich 249 Flüchtlinge befanden, folgten gegen Mittag. Im Hafen werden die Flüchtlinge zunächst von Angehörigen des Roten Kreuzes empfangen und betreut, wie die Regionalregierung mitteilte.
Die Flüchtlinge waren vor einer Woche bei verschiedenen Rettungsaktionen vor der libyschen Küste von der französischen Hilfsorganisation SOS Méditerranee aufgenommen worden. An Bord sind unter anderem elf kleine Kinder, 89 unbegleitete Minderjährige und sieben Schwangere. In Valencia stehen 2320 Helfer bereit, um die Menschen aufzunehmen, darunter 470 Dolmetscher.
„Spanien heißt diese Menschen willkommen“
Der Generalsekretär der Internationalen Föderation der Rotkreuz-und Rothalbmondgesellschaften, Elhadj As Sy, lobte Spanien: „Während andere zur Seite schauen, heißt Spanien diese Menschen willkommen.“
Innenminister: „Jeder Fall wird einzeln geprüft“
Spanien will die Geretteten wie alle anderen Migranten behandeln. „Sie werden so behandelt werden, wie alle Flüchtlinge, die bei uns etwa auf Booten eintreffen“, erklärte Innenminister Fernando Grande-Marlaska. Jeder Fall werde einzeln geprüft. Die stellvertretende Regierungschefin Carmen Calvo erklärte am Samstag, Madrid werde das Angebot der französischen Regierung annehmen und alle Flüchtlinge, die das wünschten, ins Nachbarland schicken.
„Historischer Moment“ für Italien
Die italienische Regierung begrüßt unterdessen die Ankunft des Rettungsschiffes Aquarius in Valencia. „Spaniens Beispiel ist nur der Beginn einer neuen Phase europäischer Solidarität“, twitterte Danilo Toninelli, Verkehrsminister Spitzenpolitiker der Fünf Sterne-Bewegung.
Zufrieden erklärte sich auch Innenminister Matteo Salvini. „Zum ersten Mal landet ein von Libyen abgefahrenes Schiff mit Migranten nicht in Italien. Das ist ein Zeichen, dass sich etwas ändert. Wir sind nicht mehr die Fußabstreifer Europas“, kommentierte Salvini auf Facebook.
Mittelmeerroute: 119.000 Flüchtlinge kamen 2017 in Italien an
In den vergangenen Jahren war es Routine, dass im zentralen Mittelmeer geborgene Migranten nach Italien gebracht wurden. Im Jahr 2017 waren es gut 119.000. Tausende reisen weiter Richtung Österreich und Deutschland. Sea-Eye warnte, dass Retter und Migranten in große Gefahr geraten könnten, sollte Salvini bei seiner Linie bleiben. Kein europäischer Innenminister stehe über dem Gesetz, hieß es in einer per E-Mail verbreiteten Mitteilung der Organisation. Sea-Eye gehe davon aus, dass Italien weiterhin seinen humanitären und internationalen Verpflichtungen nachkommen werde.
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