Tunesier vor Gericht
Ehepaar aus Hass gegen FPÖ getötet: Prozessauftakt
Er hat im Juni 2017 ein Ehepaar in Linz getötet - angeblich, weil er die FPÖ hasst: Am Montag startet der Mordprozess gegen den Tunesier Mohamed H. Dem 55-Jährigen drohen zehn bis 20 Jahre oder lebenslange Haft. Ein Urteil wird für Mittwoch erwartet.
Seit 1989 lebt der Angeklagte in Österreich, die letzten 20 Jahre betrieb er einen Bioladen in der Dornacher Straße. Eigentlich wollte er in seine Heimat nach Tunesien zurückkehren, doch der Plan scheiterte. 2012 wurde er nach einer Anzeige eines lokalen FPÖ-Mandatars wegen Tierquälerei verurteilt. Von da an habe er die FPÖ für alle negativen persönlichen Erfahrungen verantwortlich gemacht, etwa, wenn er seiner Ansicht nach beim AMS schlecht behandelt wurde oder als ihm einmal die Mindestsicherung gekürzt wurde.
IS-Anführer Treue geschworen
Weil er nicht die erwartete Unterstützung bekam, fühlte er sich zunehmend vom Staat und als Ausländer sowie Moslem ungerecht behandelt. Aus Protest verfasste er zahlreiche Postings in sozialen Medien. In diesen verherrlichte er die Ideologie des IS, hieß Terroranschläge gut, gab Durchhalteparolen an IS-Kämpfer aus und schwor dem IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi die Treue.
Ehepaar Naheverhältnis zur FPÖ unterstellt
Seinen beiden Opfern, denen er regelmäßig Bio-Lebensmittel lieferte, hatte der mutmaßliche Doppelmörder ein - nicht existentes - Naheverhältnis zur FPÖ unterstellt. Am Morgen des 30. Juni erwürgte er dann in einem Haus in der Voltastraße die 85-jährige Hildegard Sch., erschlug deren 86-jährigen Ehemann Siegfried, zündete die Leichen an und stellte sich kurz darauf der Polizei.
In einem psychiatrischen Gutachten wird der Mann als zurechnungsfähig bezeichnet. Er habe klar gewusst, dass es verboten sei, was er mache, aber er habe eine symbolische Tat gesetzt, um auf das erlittene Unrecht hinzuweisen, hieß es. Er leide an einer „querulantischen Persönlichkeitsstörung“ und deshalb gehe von ihm eine große Gefahr aus.
Erhöhte Sicherheitsbestimmungen bei IS
Aufgrund der mutmaßlichen Nähe des Angeklagten zum IS, gelten beim Prozess am Linzer Landesgericht erhöhte Sicherheitsbestimmungen. Die Staatsanwaltschaft legt Mohamed H. Mord, Brandstiftung, Mitgliedschaft in einer terroristischen bzw. kriminellen Vereinigung und - wegen eines Vorfalls in der Justizanstalt - gefährliche Drohung zur Last. Dem 55-Jährigen drohen zehn bis 20 Jahre Haft oder lebenslang sowie eine Einweisung in eine Anstalt.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.