2000 Familien getrennt

Selbst Melania „hasst“ Trumps Einwanderungspolitik

Ausland
18.06.2018 11:35

Kinder, die aus den Armen ihrer Familien gerissen und getrennt von ihren ins Gefängnis gesteckten Eltern in Heime gegeben werden, ohne zu wissen, wann sie ihre Lieben wiedersehen dürfen: Diese Dramen, die sich seit Wochen an der US-Grenze zu Mexiko abspielen, gehen auch der First Lady nahe. Melania Trump „hasst es“, die Auswirkungen der „Null-Toleranz-Politik“ ihres Mannes zu sehen.

Kritik am harten Kurs der Regierung ihres Mannes Donald Trump übte die First Lady der USA zwar nicht direkt, doch sie ruft die Kongressparteien zur Einigung auf: „Frau Trump hasst es zu sehen, wie Kinder von ihrer Familie getrennt werden, und hofft, dass sich die beiden Lager im Kongress endlich auf eine erfolgreiche Einwanderungsreform einigen können“, sagte ihre Sprecherin Stephanie Grisham am Sonntag dem Fernsehsender CNN.

Melania Trump „hasst es“ zu sehen, wie Kinder von ihrer Familie getrennt werden. (Bild: AFP, krone.at-Grafik)
Melania Trump „hasst es“ zu sehen, wie Kinder von ihrer Familie getrennt werden.

Nach Angaben des US-Heimatschutzministeriums wurden allein zwischen dem 19. April und dem 31. Mai im Rahmen der knallharten Praxis 1995 Kinder von ihren Eltern getrennt. Nicht nur direkt an der Grenze, sondern: Auch Menschen, die sich nach ihrem illegalen Grenzübertritt von sich aus an die US-Behörden wenden, um Asyl zu beantragen, werden ihre Kinder abgenommen. Ein Großteil stammt aus den zentralamerikanischen Staaten El Salvador, Guatemala und Honduras und ist auf der Flucht vor extrem gewalttätigen Jugendbanden.

Eine Gruppe von Frauen und Kindern nach ihrer Flucht von Honduras in die USA (Bild: AFP)
Eine Gruppe von Frauen und Kindern nach ihrer Flucht von Honduras in die USA

Die Heime, in denen die Kinder leben, sind dicht gefüllt. Eines von ihnen, die berüchtigte „Casa Padre“ („Haus des Vaters“) im texanischen Brownsville, ist in einem früheren Walmart-Warenhaus untergebracht. Rund 1500 Jugendlichen im Alter von zehn bis 17 Jahren sind dort untergebracht. Wegen der Platznot bereiten die US-Behörden inzwischen Zeltlager zur Unterbringung der Kinder vor.

Die Kleine war mit einer Gruppe Frauen auf der Flucht vor brutalen Jugendgangs in ihrer Heimat über den Rio Grande in die USA gekommen. (Bild: AFP)
Die Kleine war mit einer Gruppe Frauen auf der Flucht vor brutalen Jugendgangs in ihrer Heimat über den Rio Grande in die USA gekommen.
Dieses Bild ging um die Welt: Ein zweijähriges Mädchen weint, während seine Mutter nahe der US-Grenze zu Mexiko durchsucht wird. (Bild: AFP)
Dieses Bild ging um die Welt: Ein zweijähriges Mädchen weint, während seine Mutter nahe der US-Grenze zu Mexiko durchsucht wird.
Das Mädchen aus Honduras und seine Mutter werden gemeinsam weggebracht. (Bild: AFP)
Das Mädchen aus Honduras und seine Mutter werden gemeinsam weggebracht.

UNO: „Von der Regierung genehmigter Kindesmissbrauch“ 
Der Menschenrechtskommissar der Vereinten Nationen, Zeid Ra‘ad al-Hussein, kritisierte die Trennung als „von der Regierung genehmigten Kindesmissbrauch“, der „irreparable Schäden“ und „lebenslange Konsequenzen“ zur Folge haben könne. Schon der Gedanke, dass ein Staat versuche, Eltern abzuschrecken, indem er ihre Kinder einem solchen „Missbrauch“ aussetze, sei „skrupellos“, so Zeid am Montag bei einer Sitzung des UN-Menschenrechtsrats in Genf. Er forderte die US-Regierung auf, die „gewaltsame Trennung“ der Kinder von ihren Eltern „sofort“ zu beenden und die UN-Kinderrechtskonvention zu ratifizieren.

 „Niemand sieht gerne Babys, die ihrer Mutter aus dem Arm gerissen werden“ 
Massive Kritik an der Praxis kommt auch von den Demokraten, ist aber auch in Trumps Republikanischer Partei, die traditionell die Familienwerte hochhält, umstritten. Das Weiße Haus steht hinter dieser Politik - auch wenn eine Beraterin des US-Präsidenten, Kellyanne Conway, im Sender NBC einräumte: „Niemand sieht gerne Babys, die ihrer Mutter aus dem Arm gerissen werden.“

Trump versucht sich mit falschen Informationen zu rechtfertigen
Wie sehr Trump auch in dieser Frage versucht, seinen Kritikern mit falschen Informationen den Wind aus den Segeln zu nehmen, kann man an zwei Dingen erkennen: Erstens wies der US-Präsident den oppositionellen Demokraten die Schuld für die Lage an der Grenze zu, weil sie für ein geltendes Gesetz verantwortlich seien, das die Familientrennungen vorschreibe. Doch das ist falsch: Es gibt kein US-Gesetz, das die Trennung von Eltern und Kindern an der Grenze zwingend vorschreibt.

Donald Trump (Bild: AP)
Donald Trump

US-Justizminister beruft sich auf die Bibel
Zweitens rechtfertigte US-Justizminister Jeff Sessions die Praxis mit der Bibel. „Ich möchte auf den Apostel Paulus und seine klare und weise Anordnung im Brief an die Römer 13 verweisen, wonach die Gesetze der Regierung befolgt werden müssen, weil Gott die Regierung zu seinen Zwecken eingesetzt hat“, sagte Sessions am Donnerstag bei einer Veranstaltung im US-Staat Indiana.

Darauf hat allerdings „Late Show“-Moderator Stephen Colbert, der die Bibel als ehemaliger Sonntagsschullehrer gut kennt, eine entlarvende Antwort: „Wenn Sessions die Bibelstelle ,nur ein bisschen‘ weitergelesen hätte, wäre er zu der Stelle gekommen: ,Liebe deinen Nachbarn wie dich selbst. Deswegen ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes.‘“ Zudem sei „das einzig Vergleichbare in der Bibel ein König, der drohte, ein Baby in zwei Hälften zu schneiden - und der hat es nicht ernst gemeint“.

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