„Höchst problematisch“

Arbeit ohne Sicherheit: Aufstand der Essenskuriere

Digital
18.06.2018 16:04

Essensdienste wie Foodora, Uber Eats oder Deliveroo boomen. Die schnelle Mahlzeit aus dem Internet ist insbesondere im urbanen Raum populär. Doch die Bequemlichkeit der Konsumenten und die Gewinne der Online-Essensvermittler haben einen hohen Preis, warnt die deutsche Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Sie hat wegen Missständen wie Befristungen, Scheinselbstständigkeiten und überbordender Überwachung Essenskuriere dazu aufgerufen, in die Hand zu beißen, die sie füttert.

Konkret hat die Gewerkschaft Fahrradkuriere bei Essenslieferdiensten dazu aufgerufen, im Zuge eines Aktionstages am Dienstag in Köln auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Den Gewerkschaftern sind insbesondere die vielen befristeten Arbeitsverhältnisse in der Branche, eine hohe Zahl von Scheinselbstständigen, und die fehlende Mitbestimmung ein Ärgernis. Sie kritisieren außerdem die starke Überwachung der Mitarbeiter und den Umstand, dass die Lieferanten sich selbst um ihr Material - also Fahrrad, Bekleidung, Smartphone - kümmern müssen.

(Bild: AFP)

„Arbeitsbedingungen sind höchst problematisch“
 
Der Gewerkschafter Guido Zeitler: „Die Arbeitsbedingungen in der Branche sind höchst problematisch. Fast alle Fahrer sind grundlos befristet. Mit Hilfe der Befristung wird die Existenz von Betriebsräten verhindert.“ Ohne Betriebsräte sei es wiederum unmöglich, adäquate Arbeitsbedingungen oder Kollektivverträge auszuhandeln. Zeitler fordert vom deutschen Arbeitsminister Hubertus Heil, sich der Sache anzunehmen und befristete Arbeitsverhältnisse strenger zu reglementieren.

Gespaltene Meinungen über Essenslieferdienste
 
Tatsächlich sind die neuen Vermittlungsdienste im Web für die Radkuriere Fluch und Segen zugleich. Es gibt Lieferanten, welche die Flexibilität schätzen, die man als Beschäftigter eines Online-Essensvermittlers hat. Nicht nur Studenten, die sich etwas dazuverdienen wollen, erschließt sich hier eine Einkommensquelle. Gleichzeitig sind aber auch viele Lieferanten unzufrieden. Wer sich nicht bloß etwas dazuverdienen, sondern seinen Lebensunterhalt verdienen will, wünscht sich mehr Sicherheit und Mitbestimmung, als es sie als Essenskurier üblicherweise gibt.

(Bild: AFP)

Alltag der Gastronomen hat sich verändert
 Der sicherste Job war die Essenszustellung freilich auch nicht, als die Kunden ihr Abendmahl noch per Telefon bestellt haben. Doch damals naschten nur zwei Parteien - Wirt und Lieferant - von den Einnahmen einer Lieferung. Heute sind es mit den Vermittlern drei, von denen nach Meinung vieler Gastronomen und Lieferanten eigentlich nur zwei eine tatsächlich sichtbare Leistung erbringen. Die Provisionen an die Vermittler zahlt man eher widerwillig: Ein bisserl Geschäft ist eben immer noch besser als kein Geschäft. Und bei steigender Quantität der Bestellungen steigen die Erlöse auch bei geringerer Gewinnspanne.

Foodora: Nicht alle Anbieter sind gleich
 
Bei Foodora, einem der Platzhirsche im Online-Essensgeschäft, wehrt man sich gegen Vorwürfe, man erzeuge mit dem eigenen Geschäftsmodell eine prekäre Klasse von Gastronomen und Kurieren. Im Gespräch mit dem IT-Portal „Golem“ erklärt ein Foodora-Sprecher am Montag, ein großer Teil der rund 3000 für den Dienst fahrenden Kuriere sei fest angestellt. Nur ein paar Hundert Studenten, die aushilfsweise bei Foodora tätig seien, seien nicht angestellt. Man habe bei Foodora auch einen Betriebsrat - eine Seltenheit in der Branche.

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