Statt in einem Archiv oder Museum könnte ein studierter Kunsthistoriker und Historiker aus Linz bald am Gurkerlflieger seine Brötchen verdienen. Das Arbeitsamt hat dem Doktor (49) jedenfalls ein solches Jobangebot geschickt. Und ein Sozialwissenschaftler soll seine Titel verschweigen, um vermittelbar zu sein.
„Mir kann man nicht unterstellen, dass ich mich nicht bemühe“, sagt der promovierte Historiker, der in seiner kleinen Single-Wohnung in Linz schon 478 Bewerbungen getippt hat. Und jetzt bekam der Vegetarier einen Job als Fleischergehilfe oder eben Gurken-Pflücker zugewiesen.
Beim AMS wird Ton rauer
„Seit drei Monaten wurde der Ton beim AMS rauer“, sagt der 49-Jährige, der zuletzt in einem politischen Büro einen Job hatte, für den die Lehrabschlussprüfung gereicht hätte, und seit März 2016 nur Absagen von potenziellen Arbeitgebern erhalten hat.
Berufsschutz für Langzeitarbeitslose gestrichen
Laut Arbeitsamt gelte für Langzeitarbeitslose der Berufsschutz nicht mehr. Das bedeutet: Hilfsarbeiten dürfen jedem, der länger als ein Jahr ohne Job ist, angeboten werden. Tritt man den Job ohne Begründung nicht an, können die Bezüge gestrichen werden.
Überqualifiziert
Auch ein langzeitarbeitsloser Linzer Sozialwissenschaftler ärgert sich über das AMS. Der Betreuer soll dem Akademiker aufgetragen haben, seine Titel zu verschweigen, da er für Anlern-Jobs - zuletzt sollte er sich als Autoputzer bewerben - überqualifiziert ist!
1571 Uni-Absolventen suchen Jobs
Mit ihren Miseren sind die Linzer Akademiker nicht alleine. Das Arbeitsmarktservice verzeichnet derzeit unter den 30.104 Arbeitslosen in OÖ 1571 Akademiker. Darunter sind bei den Über-45-Jährigen auch 100 Uni-Absolventen, die länger als ein Jahr ohne Job sind.
Markus Schütz, Kronen Zeitung
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