Wegen „Goalie-Depp“

Kroatien zerlegt Vize-Weltmeister Argentinien 3:0!

Fußball International
21.06.2018 21:56

Vize-Weltmeister Argentinien steht vor dem vorzeitigen Aus bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland! Die Südamerikaner hatten in einer äußerst intensiven Partie gegen die „goldene Generation“ von Kroatien mit 0:3 das Nachsehen. Eine tragische Hauptrolle nahm dabei Argentiniens „Tormann“ Willy Caballero ein, wegen dem die einem Führungstreffer lange Zeit einen Tick näher gewesenen „Gauchos“ plötzlich einem 0:1 nachlaufen mussten (53.). Der kapitale Patzer des „Goalie-Deppen“ blieb allerdings eine zu große Hypothek und Kroatien legte dank Luka Modric (80.) und Ivan Rakitic (91.) sogar noch nach. Die Kroaten stehen damit nach zuletzt drei vergeblichen Anläufen erstmals seit 1998 (!) wieder in einem WM-Achtelfinale!

Argentinien gegen Kroatien wie Kapfenberg gegen Simmering? Die Anfangsphase des Duells der Südamerikaner mit den Südeuropäern gemahnte an den legendären Spruch des österreichischen Kabarettisten Helmut Qualtinger - denn große Rücksicht auf das körperliche Wohlbefinden ihrer Gegenspieler zeigten weder die Argentinier noch die Kroaten. Mario Mandzukic gegen Nicolas Otamendi (7.), Nicolas Tagliafico gegen Mandzukic (9.), Enzo Perez gegen Ivan Rakitic (16.) oder Otamendi gegen Mandzukic (22.) - zahlreiche Duelle zeugten von der Wichtigkeit der Partie für beide Mannschaften, der Angst vor dem vorzeitigen Aus (Argentinien) oder dem Verspielen der guten Ausgangsposition nach dem ersten Gruppenspiel (Kroatien). Aber nicht nur die Knochen der Kontrahenten wurden ins Visier genommen, auch der Ball wurde bisweilen ordentlich getreten.

(Bild: Associated Press)

Etwa in Minute 5, als Ivan Perisic mit einem Schuss aufs lange Eck an Argentiniens Goalie-Glatzkopf Willy Caballero scheiterte. Oder als wenig später (12.) Messi auf der Gegenseite für Ärger sorgen hätte können: Doch der Pass auf den kleinen Barca-Star geriet einen Hauch zu lang. Direkt im Anschluss (13.) darauf erwischte Maxi Meza nach einem Salvio-Pass in den Rücken der Abwehr von rechts nur den Rücken von Kroatiens Dejan Lovren - Ecke! Die Argentinier taten indes gut daran, das Spiel in die Hälfte der Kroaten zu tragen, der eigene Abwehrverbund zeigte sich alles andere als WM-tauglich. Die Herren Caballero, Otamendi und Tagliafico brachten einander wiederholt in die Bredouille: In Minute 20 etwa hätte Mandzukic einen Horror-Pass des Goalies auf Tagliafico beinahe abgefangen, doch Schiri Ravshan Irmatov aus Usbekistan entschied richtigerweise auf Foul.

(Bild: AFP)

Dennoch hätten die „Gauchos“ wenig später in Führung gehen können, doch eine abgerissene Flanke von Marco Acuna streifte nur die Latten-Oberkante (22.). Nach dieser „Vielleicht-Chance“ dann der „Muss-Treffer“ für Argentinien: Nach einem Missverständnis in Kroatiens Abwehr servierte Domagoj Vida den Ball einschussbereit, doch Perez konnte diesen „Elfmeter“ nicht nützen (30.). Drei Minuten später meldeten sich die Kroaten ihrerseits mit einer Super-Chance für Mandzukic zurück, doch er köpfelte eine Flanke von Sime Vrsaljko vom Fünfer aus unbedrängt neben das Tor. Zeitweise schien es, als agierte Argentinien hinten mit einer Dreier-Kette, weil ein vierter Mann in der unmittelbaren Abwehr ohnehin nur für noch mehr Verwirrung und weniger für defensive Stabilität sorgen würde. Falls Sie übrigens eine Erwähnung von Messi vermissen: Sorry, der spielte in Hälfte 1 keine Rolle…

(Bild: Associated Press)

Zumindest DIE „schurkische“ Hauptrolle übernahm indes kurz nach Wiederbeginn Argentiniens „Tormann“ Caballero: Der eigentlich ob seiner fußballerischen Qualitäten geschätzte Chelsea-Ersatzkeeper lupfte einen Mercado-Rückpass trotz viel Zeit und viel Platz auf den Kroaten-Stürmer Rebic - der übernahm den Ball volley und versenkte ihn formvollendet im Argentinien-Tor. Selbst Rebic schien der Treffer beinahe unangenehm zu sein - jedoch nicht so unangenehm wie Caballero und dem an der Outlinie völlig versteinerten Teamchef Sampaoli. Doch das „Aufgeben“ scheint im Vokabular der „Gauchos“ nicht vorzukommen, nach ein paar Schreckminuten orientierte man sich wieder in die Offensive - Meza und Messi scheiterten nach Idealpass des eingewechselten Gonzalo Higuain denn auch nur knapp am Ausgleich (64.).

(Bild: Associated Press)

Übrigens eine der wenigen Szenen, in denen Messi ernsthaft für Gefahr sorgen konnte - zu gut wurde von den Kroaten auf den Barca-Superstar aufgepasst. Sichtlich genervt davon schrammte Messi zum Beginn der Schluss-Viertelstunde an einer Gelben Karte vorbei, als er nach einem Foul von Ivan Strinic an ihm kurz die Fassung verlor - doch Schiri Irmatov beruhigte die Situation gleich wieder. Wie auch in Minute 76, als er nach einem Ellbogen-Schlag von Otamendi gegen Rakitic trotz Rudelbildung die Übersicht behielt- und ohne Karte auskam. Die sich langsam, aber sicher entwickelnde Schluss-Offensive der „Albiceleste“ und die Hoffnungen ihrer Abertausenden Fans auf den Rängen wurden allerdings in Minute 80 endgültig erstickt: Nach Pass von Marcelo Brozovic zirkelte Real-Madrid-Star Luka Modric den Ball aus 23 Metern für Caballero unerreichbar ins Tor - 2:0. Die Entscheidung!

(Bild: AFP)

Den Schlusspunkt setzte in der Nachspielzeit schließlich noch Rakitic, der - zunächst an Caballero gescheitert - durch Mateo Kovacic noch einmal in Szene gesetzt wurde und mit seinem zweiten Versuch das Netz zum Aufbauschen brachte (91.). Was für ein Schlusspunkt für eine denkwürdige Partie…

Das Ergebnis:
 
Argentinien - Kroatien 0:3 (0:0)
 
Nischni Nowgorod, Stadion Nischni Nowgorod, 43.319 Zuschauer, SR Irmatov (UZB)
 Tore: 0:1 (53.) Rebic, 0:2 (80.) Modric, 0:3 (91.) Rakitic
 Gelbe Karten: Mercado, Otamendi, Acuna bzw. Rebic, Mandzukic, Vrsaljko, Brozovic
 Argentinien: Caballero - Mercado, Otamendi, Tagliafico - Salvio (56. Pavon), Mascherano, Perez (68. Dybala), Acuna - Messi, Aguero (54. Higuain), Meza
 Kroatien: Subasic - Vrsaljko, Lovren, Vida, Strinic - Rakitic, Brozovic - Rebic (57. Kramaric), Modric, Perisic (82. Kovacic) - Mandzukic (90. Corluka)

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(Bild: KMM)



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