Die heurige styriarte wurde mit „Julo Ascanio, Re d’Alba“, einer Oper des steirischen Komponisten Johann Joseph Fux (1660-1741) fulminant eröffnet. Neben den gediegenen Musikern unter Alfredo Bernadini überraschte die ungewöhnliche, ausgreifend-füllige Bühnenästhetik samt Lichtshow.
Einst war „Julo Ascanio“, die Geschichte eines kriegerischen Königs, der sich ausgerechnet in die Schwester seines besiegten Feindes verliebt, eine einzige Huldigung an Kaiser Joseph I. Heute ist die Oper (oder genauer: „Serenata“) das Prestigeprojekt der diesjährigen „styriarte“ - und wirkt mit ihrer stoischen Reihung von Rezitativen und Arien auf heutige Opernhörer, die weit mehr szenische Aktion gewohnt sind, zunächst ein wenig befremdlich.
Befremdliche Tableaus
Diese Irritation bewusst zu vertiefen statt sie zu glätten, scheint das Regiekonzept von Wolfgang Atzenhofer zu sein, der mit seiner gravitätischen, manchmal auch ziemlich statischen Figurenführung auf fast leerer Bühne den Eindruck von barockem Figurentheater erzeugt. Das zeitigt zwar Anfangs einige Längen, fasziniert aber insgesamt gerade durch seinen befremdlichen Tableaucharakter.
Üppige Fülle
Barock im Sinne einer ausgreifend üppigen Überfülle sind aber auch die wunderschönen Kostüme Lili Hartmanns, die stilistisch irgendwo zwischen irrer Modenschau und der Ästhetik alter Science-Fiction-Serien zu liegen kommen, sowie die Lichtshow der vom Grazer Gruppe „OchoReSotto“, die zuletzt auch bei „Klanglicht“ geglänzt hat. Die bespielt den Hintergrund mit geometrischen Formen, Farben und Symbolen, die die Gefühlslage der Figuren nachzeichnen: Der verliebte König bekommt schwülstige Rosen, seine ihm Anfangs noch feindlich gesonnene Angebetete kühle, blaue Linien. Beeindruckend innovativ ist auch die vom Zefiro Barockorchester sehr luzide, stringent und abwechslungsreich dargebotene Musik von Fux, die immer wieder mit ungewöhnlichen Details wie dem plötzlichen Umschlagen der Affekte („T’aborrisco, ah!...“) überrascht.
Tolle Besetzung
Im durchwegs starken Sängerquintett fällt zunächst „Ascanio“ Kai Wessel auf, der die selten zu hörende Altus-Lage (hohe Männerstimme) sehr leicht und lyrisch handhabt. Während Arianna Vendittelli als „Emilia “ mit furiosem, dennoch kontrolliertem Esprit vorgeht (und damit die Geschlechterstereotype des Paares gewissermaßen vertauscht), gibt Monica Piccini eine souverän glänzende „Carmenta“. Ein kraftvoller „Teucro“ (Valerio Contaldo) und ein charaktervoller „Evandro“ (Mauro Borgioni) runden die gelungene Premiere ab.
Alle Infos zur Produktion finden Sie hier
Felix Jurecek
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