Ski-Olympiasiegerin

Shiffrin: „Baby macht Marcel noch schneller“

Wintersport
27.06.2018 09:15

Ski-Olympiasiegerin Mikaela Shiffrin hofft, dass Marcel Hirscher trotz Hochzeit und Baby seine Karriere fortsetzt. „Er ist so eine Inspiration. Alleine ihm zuzuschauen macht mich schneller“, sagte die 23-jährige US-Amerikanerin. Shiffrin ist überzeugt, dass der erwartete Nachwuchs ihren Atomic-Markenkollegen sogar beflügelt. „So etwas macht Marcel nur noch schneller.“

Shiffrin wünscht sich deshalb, dass der siebenfache Weltcup-Gesamtsieger Hirscher der Ski-Szene noch „möglichst lange“ erhalten bleibt. Auch aus „egoistischen“ Gründen. „Er hebt ständig den Level dieses Sports und er hat mich motiviert, noch härter zu arbeiten und Wege zu finden, um noch schneller zu fahren“, ist die selbst zweifache Gewinnerin der großen Kristallkugel Fan des Österreichers. „Seine Freundin und nun Frau war immer eine Riesen-Unterstützung für ihn. Das Baby könnte ihm helfen, frische Motivation zu finden“, glaubt Shiffrin.

Shiffrin spricht offen über ihre Beziehung
Die US-Amerikanerin aus Colorado verbringt gerade ebenfalls einen speziellen „Summer of Love“ mit Freund Mathieu Faivre in Frankreich. „Matt ist jetzt auf unglaubliche Weise Teil meines Lebens geworden“, machte die 23-Jährige dabei deutlich, wie wohl sie sich nach einem Jahr Beziehung an der Seite des französischen RTL-Spezialisten fühlt. Gemeinsam war man beim Finale der Tennis-French-Open in Paris, bei der Formel 1 in Le Castellet sowie Gast bei den Werbe-Oscars in Cannes und tanzte dort zu einer von Shiffrins Lieblingsbands. Teil des Urlaubs war auch Wakeboarden mit Tessa Worley und Julien Lizeroux in Annecy.

„Es ist cool, dass die französischen Skifahrer so viel gemeinsam machen und ich Teil davon sein durfte“, taugt Shiffrin deren Teamgeist. Sie selbst sei letztlich auch ein ganz normales, 23-jähriges Mädchen. „Jemand, der mit Freunden zusammen sein und Spaß haben will. Diese Seite kennt ja kaum jemand von mir.“ Selbst das gemeinsame Fitnesstraining gefiel der Rennläuferin, die von Mutter Eileen gecoacht wird. „So kann Arbeit auch Spaß machen“.

Vierter Slalom-WM-Titel im Visier
Shiffrin hat trotz ihrer bereits gigantischen Erfolge noch viel vor. Ein Ziel im kommenden Winter etwa ist der 4. Slalom-WM-Titel in Folge. Das hat bisher noch niemand geschafft und Shiffrin ist sich nach ihren Gold-Fahrten von 2013 (Schladming), 2015 (Vail) und 2017 (St. Moritz) der Bedeutung bewusst. Deshalb hat sie mitten im Sommer ein dreitägiges Training in der Hamburger Ski-Halle eingeschoben. „Einfach, um mein Gefühl für den Slalom nicht zu verlieren. Das macht mich später freier, auch wieder andere Disziplinen zu trainieren.“

32 ihrer 43 Weltcupsiege hat die zweifache Gesamtsiegerin im Slalom geschafft, damit wird im kommenden Winter wohl auch der Rekord von Marlies Schild (35) fallen. Obwohl die immer noch junge Ausnahme-Skirennfahrerin bis auf den Super-G in allen Disziplinen bereits gewonnen hat, liegt ihr der Slalom weiter besonders am Herzen. Umso schmerzvoller war als Titelverteidigerin Platz vier vergangenen Februar bei Olympia in Südkorea.

Schmerzhafte Erinnerungen an Olympia
Ganz überwunden hat „Mika“ das noch immer nicht. „Es hat mir das Herz gebrochen zu spüren, dass ich an diesem Tag nicht ich selbst bin“, sind auch über vier Monate danach die Erinnerungen stark da. Ausreden seien nicht Ihres. „Aber ich habe vorher noch nie erlebt, dass Rennen sechs Tage in Folge verschoben wurden. Das irritiert und verstärkt speziell für eine Amerikanerin, für die Olympia fast die einzige Chance auf Ruhm in der Heimat ist, den Druck enorm“, gestand sie. „Und ich war ja zudem die einzige, die für Slalom und Riesentorlauf zu dem Medaillen-Anwärterinnen gezählt hat.“

(Bild: GEPA)

Shiffrin gewann dafür Gold im Riesentorlauf und Silber in der Kombi. Und die Gewissheit, dass sie etwas für die nächsten Spiele gelernt hat. „Dass du dich vier Jahre auf etwas vorbereiten kannst und dann doch alles anders kommen kann. Sollte so etwas wieder passieren, werde ich gewappnet sein.“

Obwohl ihr das zweite Olympiagold im Slalom entglitten ist, wurde Shiffrin nach dem zweiten Gewinn der großen Kristallkugel, der fünften im Slalom sowie zwei Olympia-Medaillen und 12 Saisonsiegen alleine im Weltcup mit Ehrungen und Nominierungen überhäuft. Sie scheint neben Amal Clooney, Meghan Markle, Kim Kardashian, Ivanka und Melania Trump in der Top-100-Liste des „Power Players“ im Männer-Magazin „Maxim“ auf. Gerade laufen die ESPN- und ESPY-Votings für die Kategorien beste weibliche Athletin des Jahres und beste US-Olympia-Starterin, in beiden ist Shiffrin Kandidatin.

„Bevor ich aufhöre, möchte ich in jeder Disziplin gewonnen haben“
Nach insgesamt drei Wochen in Frankreich wird Shiffrin im August die Südamerika-Trainings in Ushuaia (Argentinien) und Portillo (Chile) bestreiten und dort auch wieder Speed trainieren. „Bevor ich aufhöre, möchte ich in jeder Disziplin gewonnen haben“, machte Shiffrin klar, dass sie auch auf einen Sieg im Super-G spitzt. „Dazu brauche ich aber noch viel mehr Erfahrung“, weiß die Amerikanerin, die vergangenen Winter in Lake Louise („Da ist aber alles zu meinen Gunsten zusammengekommen“) überraschend erstmals eine (verkürzte) Abfahrt gewonnen hatte. Lake Louise oder Cortina seien wohl ihre besten Chancen auf einen Coup in der zweitschnellsten Alpin-Disziplin.

(Bild: AP)

Es wäre ein weiterer „Rekord“ für die Teamkollegin der großen Lindsey Vonn (82 Weltcupsiege), nachdem Shiffrin bereits Siege in Slalom (32), Riesentorlauf (3), Parallel (3), Kombination (1) und Abfahrt (1) zu Buche stehen hat. Das vierte Slalom-Gold in Aare steht einerseits ganz oben auf der Liste, auch wenn sie weiterhin nicht gezielt Rekorde anpeilt. „Aber es ist cool zu wissen, dass ich gut genug war, um nun diese Chance zu bekommen.“

Zuversichtlich stimmt sie, dass eine Ski-Weltmeisterschaft ihren Landsleuten vermutlich relativ egal ist. „Das erzeugt dann wenigstens nicht so viel Stress wie Olympia.“

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(Bild: KMM)



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