Mit minus 98,6 Grad ist in der Antarktis ein neuer weltweiter Kälterekord gemessen worden. Es sei die niedrigste bis dato auf der Erdoberfläche gemessene Temperatur, berichten Forscher um Ted Scambos von der University of Colorado in Boulder, die diesen Wert bei der Auswertung von Satellitenmessungen von um den Südpol gelegenen Land- und Meeresgebiete ermittelt haben.
Mehr als 150 Messwerte unter minus 90 Grad Celsius entdeckten die Wissenschaftler im Zeitraum von 2004 bis 2016 in der Region, wie sie im Fachmagazin „Geophysical Research Letters“ berichten. Die neue Rekordtemperatur wurde am 23. Juli 2004 nordwestlich der russischen Forschungsstation Wostok gemessen, also mitten im südlichen Winter. Die Messstelle liegt auf einem Hochplateau in der östlichen Antarktis in etwa 3800 Metern Seehöhe. „In diesem Bereich sehen wir Perioden extrem trockener Luft und dadurch kann die Wärme von der Schneeoberfläche leichter in den Weltraum abstrahlen“, erklärt Scambos.
Lange Zeit hatte die Messung an der russischen Antarktis-Station Wostok Bestand, an der am 23. Juli 1983 die bis dato niedrigste Lufttemperatur von minus 89,2 Grad Celsius gemessen worden war. Im Jahr 2013 ermittelte aber Scambos‘ Team mithilfe von Daten eines „Landsat“-Satelliten, dass am 10. August 2010 (mitten im tiefsten antarktischen Winter, Anm.) nahe einem Bergrücken in der Nähe des Südpols (Bild unten) eine Rekordtemperatur von minus 93,2 Grad Celsius geherrscht hatte.
Allerdings messen die Satelliten die Temperaturen direkt auf der Eisoberfläche und nicht die Lufttemperatur in zwei Metern Höhe, wie es in Wostok der Fall war. Mit einem Vergleich von Messungen der Oberfläche und der Lufttemperatur an der Wostok-Station schätzten die Forscher ab, dass eine Oberflächentemperatur von minus 98 Grad einer Lufttemperatur von etwa minus 94 Grad entspricht.
Obergrenze für Minusgrade auf der Erde
Weil die Forscher Oberflächentemperaturen um minus 98 Grad an teilweise Hunderte Kilometer voneinander entfernten Stellen gefunden haben, gehen sie davon aus, dass diese Temperatur eine Obergrenze für Minusgrade darstellt. Nur wenn die Bedingungen über mehrere Wochen anhalten würden, könnten noch etwas tiefere Temperaturen erreicht werden, erläutern sie. Genau das werde aber im Zuge des Klimawandels mit allgemein höherer Luftfeuchtigkeit zunehmend unwahrscheinlicher.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.