Wie im Skripal-Krimi

Bestätigt: Briten-Paar mit Nowitschok vergiftet

Ausland
04.07.2018 23:06

Vier Monate nach dem Giftanschlag auf den ehemaligen Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter Julia sind erneut ein Mann und eine Frau durch den Kampfstoff Nowitschok lebensbedrohlich vergiftet worden. Das britische Paar liege in derselben Klinik in Salisbury wie damals die Skripals, bestätigte die britische Polizei am Mittwochabend. Erwartungsgemäß seien Terrorexperten in die Ermittlungen einbezogen worden, heißt es von Scotland Yard. Die Polizei in der englischen Grafschaft Wiltshire sprach von einem „größeren Vorfall“.

Ein Verbrechen konnte die Polizei auch am frühen Mittwochabend nicht ausschließen. Man gehe aber unvoreingenommen an den Fall heran. Bei den Opfern handelt es sich um einen 45-Jährigen und eine 44-Jährige aus der Region, wie der stellvertretende Polizeichef von Wiltshire, Paul Mills, berichtete. Zunächst sei die Frau am Samstag kollabiert, später mussten die Notärzte auch den Mann ins Krankenhaus bringen.

Polizisten bewachen den Eingang einer Apotheke in der Stadt Amesbury wenige Kilometer von Salisbury entfernt. (Bild: APA/AFP/GEOFF CADDICK)
Polizisten bewachen den Eingang einer Apotheke in der Stadt Amesbury wenige Kilometer von Salisbury entfernt.

Nowitschok wurde in der ehemaligen Sowjetunion hergestellt
Britische Medien spekulierten, dass das Paar unabsichtlich mit dem Gift in Berührung gekommen sein könnte, das beim Anschlag auf die Skripals verwendet worden war. Im vergangenen März waren Teile der Innenstadt von Salisbury abgeriegelt worden, nachdem sich herausgestellt hatte, dass die bewusstlos auf einer Parkbank gefundenen Sergej und Julia Skripal mit Nowitschok vergiftet worden waren.

Auch in Salisbury wurden nach dem jüngsten Vergiftungsfall mehrere Bereiche polizeilich gesperrt. (Bild: AP)
Auch in Salisbury wurden nach dem jüngsten Vergiftungsfall mehrere Bereiche polizeilich gesperrt.

Großbritannien bezichtigte Russland als Drahtzieher der Tat. Nowitschok war in der früheren Sowjetunion hergestellt worden. Das Attentat löste eine schwere internationale Krise aus. Zahlreiche westliche Staaten, auch Deutschland, wiesen Dutzende russische Diplomaten aus. Russland reagierte mit ähnlichen Maßnahmen. Die Skripals leben inzwischen an einem unbekannten Ort.

Der vergiftete Ex-Doppelagent Sergej Skripal (Bild: AP, krone.at-Grafik)
Der vergiftete Ex-Doppelagent Sergej Skripal
Man sieht deutlich, wo Julia Skripal während ihrer Behandlung im Krankenhaus intubiert wurde. (Bild: APA/AFP/POOL/DYLAN MARTINEZ)
Man sieht deutlich, wo Julia Skripal während ihrer Behandlung im Krankenhaus intubiert wurde.

Nach dem jüngsten Vorfall wurden einige Bereiche in Salisbury und in dem Wohnort des Paares, dem rund 13 Kilometer weiter nördlich liegenden Amesbury, vorsichtshalber abgesperrt. Die Gesundheitsbehörde geht nicht von einer „bedeutenden Gesundheitsgefährdung“ für die Öffentlichkeit aus. Das Paar soll unter anderem eine Familienveranstaltung in einer Kirche besucht haben, bevor es am Samstag erkrankte.

„Hat das nun mit Salisbury zu tun oder mit Drogen?“ 
Bewohner des Ortes sind verunsichert und forderten mehr Informationen von den Behörden. „Uns hat die Polizei nichts erzählt“, zitierte die Nachrichtenagentur PA einen Anrainer. „Wir wissen einfach nicht: Hat das nun mit Salisbury zu tun oder mit Drogen?“  Zunächst war die Polizei davon ausgegangen, dass das Paar möglicherweise verunreinigtes Heroin oder Crack-Kokain eingenommen haben könnten.

Erneut werden zwei Menschen wegen eines mutmaßlichen Giftanschlags im Krankenhaus von Salisbury behandelt. (Bild: AFP)
Erneut werden zwei Menschen wegen eines mutmaßlichen Giftanschlags im Krankenhaus von Salisbury behandelt.

Medienberichten zufolge ist auch das Forschungslabor für Chemiewaffen im nahe gelegenen Porton Down in die Untersuchungen einbezogen worden. Scotland Yard wollte dazu keine Stellungnahme abgeben. In Porton Down war auch das Nervengift Nowitschok im Fall Skripal identifiziert worden. Unabhängige Untersuchungen der Organisation für ein Verbot chemischer Waffen bestätigten das Ergebnis.

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