Aufregung in Italien
Lombardei startet umstrittene Roma-Zählung
Als Italiens Innenminister Matteo Salvini vor rund zwei Wochen im Fernsehen von seinen Plänen über eine Zählung der Angehörigen der Roma-Minderheit sinnierte, war der Aufschrei groß. Selbst sein Koalitionspartner Luigi Di Maio von der Fünf-Sterne-Bewegung warnte, jeglicher Zensus eines Teils der Bevölkerung auf Basis der ethnischen Zugehörigkeit verstoße gegen die italienische Verfassung. Nun hat das Parlament der Region Lombardei grünes Licht für den Start einer Zählung der dort lebenden Roma und Sinti gegeben.
„Nur mit einer genauen Erfassung der Roma- und Sinti-Siedlungen in der Lombardei können wir Maßnahmen zur Bekämpfung illegaler Zustände ergreifen und ein gutes Zusammenleben fördern“, sagte das für die Sicherheit zuständige Mitglied des Regionalausschusses, Riccardo De Corato. Die Region Lombardei steht unter der Führung von Salvinis rechter Lega. Die sozialdemokratische PD bezeichnete die geplante Zählung als „rassistisch und demagogisch“.
Nach der scharfen Kritik an seinen Plänen hatte Salvini später präzisiert, wie er sich diese Zählungen vorstellt: Eine behördliche Erfassung der in Italien lebenden Roma oder eine Registrierung von Fingerabdrücken sei nicht geplant. Ihm gehe es lediglich darum, ein Bild von der Lage in den Roma-Lagern zu gewinnen. Regierungschef Giuseppe Conte schaltete sich ebenfalls in die Diskussion ein und betonte, Ziel der Regierung sei, gegen gesetzeswidrige Umstände vorzugehen und die Sicherheit der Bürger zu schützen. Was die Roma betreffe, wolle die Regierung sicherstellen, dass Kinder Zugang zu Schulbildung hätten, von der sie oft ferngehalten würden.
Wilde Camps und Bettelei in Großstädten
Der Umgang mit Roma in Italiens Großstädten sorgt seit Längerem für Diskussionen. Rechtspolitiker kritisierten, nur in den italienischen Großstädten und in keinen anderen europäischen Ländern würden wilde Camps und Bettelei von Kindern toleriert. Viele Roma leben in den italienischen Metropolen in behelfsmäßigen Siedlungen, die zum Teil aus baufälligen Wohncontainern und Holzhütten ohne Toilette bestehen. Roma-Kinder werden oftmals von kriminellen Banden in den Touristenorten als Taschendiebe eingesetzt.
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