Der umstrittene Doppeladler-Jubel (siehe Video oben) der Schweizer Fußball-Nationalspieler Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri - beide Söhne kosovarischer Einwanderer - hat bei den Eidgenossen eine heftigte Debatte um die Sinnhaftigkeit von Doppelstaatsbürgerschaften losgetreten. Laut des Generalsekretärs des Schweizer Fußballverbandes, Alex Miescher, sollte die Schweiz darüber nachdenken, Doppelstaatsbürger in der Nationalmannschaft künftig komplett zu verbieten. Man müsse sich fragen: „Wollen wir Doppelbürger?“.
Die Vorfälle rund um Xhaka und Shaqiri mit Jubelgesten und Solidaritätsbekundungen zugunsten Albaniens hätten gezeigt, dass es eine Problematik gebe, sagte Miescher im Interview mit dem „Tages-Anzeiger“. Um solche Situationen in Zukunft zu vermeiden, machte er den brisanten Vorschlag, Doppelstaatsbürgerschaften künftig zu verbieten. „Eine Idee, die in mir gewachsen ist. Ich denke, wir könnten die Diskussion angehen. Wir schaffen ja auch Probleme, wenn wir die Mehrfachnationalität ermöglichen. Nicht nur auf den Fussball bezogen“, so Miescher.
Shaqiri und Xhaka mussten für ihren umstrittenen Torjubel mit dem albanischen Doppeladler im Nachhinein 10.000 Schweizer Franken (8700 Euro) zahlen.
15 Doppelstaatsbürger im Schweizer 23-Mann-WM-Kader
Fakt ist: Sollten Mehrfachnationalitäten im Schweizer Nationalteam künftig nicht mehr erlaubt sein, steht das Land fußballerisch vor einem gewaltigen Umbruch. Denn bei der WM in Russland standen nicht weniger als 15 Doppelstaatsbürger im 23-Mann-Kader. Mit Valon Behrami, Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri gab es drei mit kosovarischen Wurzeln. Zum Vergleich: Noch vor 24 Jahren, bei der WM 1994 in den USA, war der aus Argentinien stammende Nestor Subiat noch der einzige Spieler mit Migrationshintergrund. Bei der WM 2006 in Deutschland zählten bereits acht Spieler mit ausländischen Wurzeln zur Schweizer Auswahl.
„Es könnte sein, dass die Schweiz lediglich Spieler für andere Nationen ausbildet“
Der Schweizer Verband könnte künftig seine Richtlinien so abändern, dass die Türen in die Förderprogramme nur jenen Nachwuchsspielern offenstehen, die auf eine Doppelstaatsbürgerschaft verzichten, sagte der 50-jährige Mischer, der auch Lokalpolitiker der Schweizer FDP ist. Heute profitiere die Schweiz von der Stärke des Nationalteams, räumte Miescher zwar ein, aber wenn an einer künftigen WM Bosnien, Kroatien, Albanien und bestimmte afrikanische Länder dabei wären, könnte es sein, dass die Schweiz viele Spieler lediglich für andere Nationen ausbilde.
Der Verband höre von Jungtalenten viele Versprechungen, dann würden sich diese im Alter von 21 Jahren aber trotzdem für ein anderes Land entscheiden, weil sie dort grössere Chancen auf internationale Einsätze sehen würden. „Ich finde es beschämend, dass wir da keinen Hebel haben“, sagte Miescher. Ein solcher Spieler nehme schließlich einem anderen einen sehr wertvollen, teuren Ausbildungsplatz weg.
„Thema braucht Beruhigung“
In den meisten Fällen würde den Spielern mit der Doppelnationalität keinen Gefallen getan, sagte Miescher. Das sei wie bei einem Scheidungskind, das sich zwischen Mutter und Vater entscheiden müsse. Es wäre für viele Spieler befreiend, wenn die Entscheidung früher getroffen würde.
Der Fussballverband will mit Mieschers Vorschlag nun eine breite Diskussion ermöglichen und die „die Resonanz prüfen“. Wenn alle der Meinung seien, dass es eine Schnapsidee sei, dann sei das auch okay, erklärte Miescher. Es brauche aber bei dem Thema eine Beruhigung.
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