Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) hat am Freitag nach dem Aus für die Olympia-Bewerbung enttäuscht und mit Vorwürfen reagiert: „Die größte Chance ist dahin. Graz, Schladming und die Wintersportgemeinden wurden im Stich gelassen.“ Er nehme die Entscheidung des ÖOC „bedauernd zur Kenntnis“. Die steirischen Grünen sind hingegen erfreut: „ÖOC stoppt Nagls Luftschloss.“
Nagl entgegnete: „Als Wintersportland hätten wir eine - in dieser Dimension - nie mehr wiederkehrende Chance gehabt, die größte Wintersportveranstaltung der Welt nach Graz und in die Gemeinden zu bringen, die bereit waren, nach vorne zu schauen. Die Machbarkeitsstudie der renommiertesten Wissenschaftseinrichtungen hat eine eindeutige Aussage ergeben. Olympische Winterspiele, nach der Agenda 2020 des IOC, sind kein finanzielles Risiko. Diese Studie ist wider besseres Wissen aus politischen Gründen angezweifelt und von einigen gar nicht gelesen worden.“
Dafür würden „täglich Unwahrheiten öffentlich kolportiert“. „Die Achse der perspektivenlosen Neinsager von KPÖ und Grünen bis zur Landes-SPÖ hat sich leider durchgesetzt“, so Nagl. Es blieben viele Fragen: „Wird nun die Langlaufstrecke in der Ramsau nicht saniert und verzichtet man zukünftig auf Weltcuprennen? Werden A2 und A9 oder auch die Murtalschnellstraße nicht saniert? Wird der Bau des Koralmtunnels eingestellt? Was erspart man sich jetzt, da man die Olympischen Spiele nicht wollte?“
„Nach 50 Jahren hätte unser Österreich wieder die Gelegenheit gehabt, der ganzen Welt zu zeigen, was die Österreicherinnen und Österreicher können. Wir hätten damit der nächsten Generation, in dieser zerstrittenen Welt, Mut machen können. Es ist sehr schade für unsere Sportlerinnen und Sportler. Es ist eine leichtfertig vergebene Chance und es wird sich als Pyrrhussieg für die Gegner herausstellen“, kritisierte das Grazer Stadtoberhaupt.
Erfreut reagierten die Grünen auf die ÖOC-Entscheidung: „Das finanzielle Himmelfahrtskommando von Nagl wurde rechtzeitig gestoppt, dem Bau des teuren Kartenhauses wurde Einhalt geboten“, sagte der grüne Klubobmann Lambert Schönleitner. „Positiv ist auch zu erwähnen, dass Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und Landesrat Christopher Drexler (beide ÖVP) hier Linie gehalten und nicht die Naglsche Geldverbrennungsmaschine unterstützt haben.“
„Es wirft im Übrigen auch ein spannendes Licht auf die Seriosität von Nagls Machbarkeitsstudie, die ja behauptet hat, es würde kein Steuergeld gebraucht werden, wenn das ÖOC den Rückzug jetzt mit der mangelnden finanziellen Unterstützung des Landes argumentiert“, so Schönleitner. „Offensichtlich ist auch dem ÖOC klar, dass die Volksbefragung über Nagls Luftschloss negativ ausgegangen wäre“, meinte der Grazer Klubobmann Karl Dreisiebner: „Diese Entscheidung ist gut für Graz.“ Man hoffe, „dass Nagls Olympia-Flop dazu führt, dass er in Zukunft seine Fantasie-Projekte zur Seite legt und stattdessen anfängt, reale Politik zu betreiben“, so Schönleitner.
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