Völlig eskaliert ist im Wiener Bezirk Ottakring die Situation nach dem Sieg der Kroaten gegen Gastgeber Russland im Fußball-WM-Viertelfinale: Zwei Frauen wurden durch Knallkörper schwer verletzt. Auch für die im Großeinsatz stehenden Polizisten kam es immer wieder zu gefährlichen Situationen, vier Beamte erlitten teils schwere Verletzungen. Drei Männer wurden festgenommen, außerdem kam es zu nicht weniger als 65 Anzeigen.
Am Samstagabend herrschte in der Ottakringer Straße plötzlich Ausnahmezustand: In mehreren Lokalen war das Match zwischen Russland und Kroatien, das um 20 Uhr begonnen hatte, übertragen worden. Eine hohe Anzahl an Besucherinnen und Besuchern seien vor Ort gewesen und es sei bereits während des Spiels zu einzelnen Übertretungen nach dem Pyrotechnikgesetz gekommen, berichtete die Polizei am Sonntag.
Mehrere Hundert Menschen auf Fahrbahn gelaufen
Unmittelbar nach dem Schlusspfiff wurden erneut zahlreiche pyrotechnische Gegenstände wie etwa Fackeln und Böller gezündet und in die eigene Fan-Menge geworfen, schilderte Polizeisprecher Patrick Maierhofer. Mehrere Hundert Personen liefen auf die Fahrbahn der Ottakringer Straße und brachten den Verkehr in diesem Bereich komplett zum Erliegen.
Zwei Frauen wurden während der Randale durch pyrotechnische Wurfgeschoße schwer verletzt. Einer Frau drohe der Verlust der Hörfähigkeit an einem Ohr, einer weiteren der Verlust der Sehfähigkeit an einem Auge.
Beamte mit Glasflaschen und Knallkörpern beworfen
Die mehr als hundert eingesetzten Beamten wurden ebenfalls immer wieder mit pyrotechnischen Gegenständen, Glasflaschen und anderem beworfen. Insgesamt vier Polizisten wurden verletzt. Ein Beamter war mit einer pyrotechnischen Fackel beworfen worden und erlitt eine Brandverletzung am Oberschenkel. Er wurde - wie auch die beiden verletzten Frauen - von der Berufsrettung ins Krankenhaus gebracht. Ein weiterer Polizist wurde an der Hand verletzt, zwei Beamtinnen durch Böller im Bereich des Gehörgangs.
Nachdem die über Lautsprecher gegebenen Aufforderungen der Polizei, die Fahrbahn freizumachen und strafbare Handlungen einzustellen, völlig ignoriert worden seien, wurde eine Sperrkette in Richtung stadtauswärts aufgezogen, teilte Maierhofer mit. Langsam habe sich so die Situation wieder entspannt, ab etwa Mitternacht wurde die Straße nach und nach wieder für den Fahrzeugverkehr freigegeben.
Drei Festnahmen, zahlreiche Anzeigen
Drei Personen, alle österreichische Staatsbürger, wurden wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und schwerer Körperverletzung festgenommen. Dazu kamen unter anderem elf Anzeigen nach dem Pyrotechnikgesetz sowie 54 Anzeigen nach dem Verkehrsrecht.
Augenzeugenberichten zufolge outeten sich bei den Siegesfeiern einige Kroatien-Fans offenbar als Ewiggestrige. Fans hätten nicht nur die umstrittene - und in Kroatien verbotene - Fahne des faschistischen Ustascha-Regimes gezeigt, sondern es habe auch mehrfach „Sieg Heil“-Rufe, auch in Richtung Polizei, gegeben, berichtete eine Augenzeugin auf Twitter. Sie postete auch ein Foto, auf dem ein Fan zu sehen war, wie er seine rechte Hand zum Hitlergruß zu erheben schien. Derartige Vorkommnisse seien der Polizei jedoch nicht aufgefallen, hieß es auf Nachfrage der APA.
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